DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 05.04.2012
Rasen auf Vordermann bringen
Gleich zu Beginn vertikutieren, um Verfilzungen loszuwerden
Altötting. Gerade nach dem Winter häufen sich die Arbeiten im Garten. Die
Obstbäume sind geschnitten. Auch die Wild- und Ziersträucher haben ihren
Verjüngungsschnitt erhalten und unter diesen Strauchhecken wechseln
Leberblümchen und Frühjahrsanemonen die Schneeglöckchen in der Blüte ab.
Jetzt gilt es, die Rasenflächen nach der Winterzeit fit für das Gartenjahr
zu machen. Rasenflächen sind entgegen den bunten Blumenwiesen belastbar und
können von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen als Spielflächen genutzt
werden. Dafür brauchen sie aber entsprechende Pflege. Auch hat der Winter
durch Schnee und Frost seine Spuren hinterlassen.
Gleich nach dem ersten Mähgang sollte man den Rasen vertikutieren. Hierbei
werden Verfilzungen, die durch liegengebliebenen Rasenschnitt und
Verdichtungen, die durch den Schneedruck im Winter entstanden sind,
entfernt. Beim Vertikutieren schneiden senkrecht rotierende Messer den
Rasenfilz auf und werden mit dem Rechen anschließend sauber abgerecht.
Wichtig ist, dass die Messer nicht zu tief eingestellt werden, damit sie
nicht die Bodenkrume aufreißen. Außerdem soll die Rasenfläche abgetrocknet
sein. Sowohl beim Mähen als auch beim Vertikutieren müssen Frühjahrsblüher
wie Tulpen, Narzissen, Krokusse verschont werden. Diese Pflanzen
verschwinden, wenn sie nach der Blüte nicht einziehen können. Erst wenn das
Laub bis zum Boden braun geworden ist, dürfen Stengel und Laub entfernt
werden.
Durch das Entfernen des Filzes wird wieder ein optimaler Luft- und
Wasseraustausch im Boden hergestellt, der für das Wachstum der Rasengräser
notwendig ist. Kahlstellen sind mit einer speziellen Nachsaatmischung
anzusäen. Am besten verwendet man sogenannte Regenerationsmischungen, die
schnell keimen und dadurch den Wildkrautwuchs hemmen. Bei Rasenflächen im
Schatten von Bäumen und Sträuchern ist eine Schattenrasenmischung
empfehlenswert. Die eingesäte Fläche ist mit Sand, feinem Humus oder
gesiebtem Kompost leicht abzudecken und vor allem bei Trockenheit zu gießen.
Ein Rasen besteht je nach Mischung (Gebrauchsrasen, Zierrasen Sportrasen,
Spielrasen) aus dicht stehenden, besonderen Gräserarten. Durch die
Narbendichte wird Wildkrautwuchs erschwert und gleichzeitig die
Belastbarkeit erhöht. Eine entsprechend dichte Grasnarbe erhält man nur,
wenn die Rasengräser laufend neues Grün produzieren, was eine optimale
Nährstoffversorgung und regelmäßigen Schnitt voraussetzt. Deshalb ist eine
baldige Düngung der Rasenfläche, am besten mit einem speziellen Rasen-
Langzeitdünger, wichtig. Auch sollte man Rasenflächen in Trockenperioden
bewässern. Die Bodenoberfläche darf nicht austrocknen. Nur so bleibt die
Grasnarbe flächendeckend dicht und der Rasen ist voll belastbar.
Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau
Gleich nach dem ersten Schnitt sollte der Boden vertikutiert werden. Auf diese
Weise werden Luft- und Wasseraustausch optimiert. − F.: Jobst
13.04.2012
Rosen fachgerecht schneiden
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp
Auch Kletterrosen bedürfen einer regelmäßigen Pflege. − F.: Jobst
Mit ihrer Blütenpracht haben Rosen schon immer die Menschen entzückt. Damit der
Gartenfreund sich lange an der Blütenpracht der Rosen erfreuen kann, muss er
regelmäßig verschiedene Pflegemaßnahmen durchführen.
Die wichtigste Maßnahme zur Erhaltung und Förderung der Wuchsfreudigkeit, des
Blütenreichtums und der Gesundheit der Rosen ist der fachgerechte, den einzelnen
Rosengruppen angepasste Schnitt. Der beste Zeitpunkt ist das Frühjahr. Erst wenn
die Knospen angefangen haben zu schwellen, kann man erkennen, welche Augen einen
erfolgversprechenden Austrieb bringen. Gerade in diesem Jahr wurden die Rosen
durch den späten Wintereinbruch und den starken Frost sehr in Mitleidenschaft
gezogen. Mit einer scharfen Gartenschere erzielt man mindestens einen halben
Zentimeter über einem gut entwickelten Auge eine glatte Schnittfläche, leicht
schräg, damit Wassertropfen nicht über das Auge ablaufen. Eine Faustregel
besagt, je stärker der Rückschnitt, desto kräftiger der Neuaustrieb.
Beetrosen, also Polyantha-, Floribunda- und Edelrosen, brauchen unbedingt einen
jährlichen Schnitt, ansonsten verkahlen sie und der Blütenreichtum lässt nach.
Abgestorbene und schwache, zu dicht stehende und nach innen wachsende Triebe
werden entfernt. Der weitere Rückschnitt ist abhängig von der Wuchsfreudigkeit
der Rosensorte. Stark wachsende Rosen schneidet man auf sechs bis acht Augen,
schwach wachsende Sorten auf drei bis fünf Augen zurück.
Einmalblühende Strauch- und Wildrosen blühen am mehrjährigen Holz, dadurch
entfällt der jährliche Rückschnitt. Ein Auslichten zu dicht stehender Triebe und
das Entfernen von Totholz und veralteten Trieben ist hier ausreichend.
Ähnlich den Beetrosen brauchen dauerblühende Strauchrosen und englische Rosen
einen regelmäßigen Frühjahrsschnitt. Abgestorbene und überalterte Triebe werden
ganz entfernt, kräftige Hauptriebe um ein Drittel eingekürzt, schwächere Triebe
auf einige kräftige Augen zurückgeschnitten. Beim Schneiden muss man darauf
achten, dass die natürliche Wuchsform der Rose erhalten wird.
Bodendeckerrosen brauchen nur einen Rückschnitt, wenn sie zu wuchtig werden. Da
sie sehr schnittverträglich sind, reicht das Einkürzen auf einer Höhe von etwa
20 cm. Der Schnitt von Hochstammrosen gleicht dem der Beetrosen. Die Triebe
werden jährlich auf 15 bis 20 cm zurückgeschnitten, abgestorbenes Holz und sich
kreuzende Triebe entfernt. Nach dem Schnitt sollte die Krone möglichst rund,
gleichmäßig und locker sein, was die Blühfreudigkeit fördert.
Gerade bei Kletterrosen gehen die Meinungen der Gartler über den Schnitt
auseinander. Während man einmalblühende Kletterrosen ähnlich den einmalblühenden
Strauch- und Wildrosen nur wenig schneidet, sich auf das Entfernen von altem und
totem Holz beschränkt, schneidet man bei öfterblühenden Kletterrosen die an den
Hauptrieben wachsenden Seitentriebe auf zwei bis fünf Augen zurück. Da
Kletterrosen an mehrjährigen Trieben blühen, darf man die langen Triebe des
Vorjahres nicht einkürzen. Man muss auch darauf achten, dass die mehrjährigen
Triebe in der Überzahl sind, aber auch immer neue Triebe nachwachsen. Dies
erreicht man, wenn regelmäßig die überalterten Triebe entfernt werden.
Schnittmaßnahmen bei alten Kletterrosen, die der Verjüngung dienen, sind ebenso
im Frühjahr auszuführen.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst und Gartenbau
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
20.04.2012
So kann der Frühling kommen
Im April und Mai erleben wir in vielen Gärten einen
Blütenzauber in Gelb. Verantwortlich dafür ist die
Forsythia, auch Forsythie oder Goldglöckchen genannt. Sie
ist deshalb so verbreitet, weil sie eine der
farbenprächtigsten Frühjahrsboten ist. Ist diese
Farbenpracht allerdings, vorbei sollte der Gartenbesitzer
Baumschere und Säge herausholen.
Forsythien-Arten sind sommergrüne Sträucher und können je
nach Sorte bis zu vier Meter hoch werden. Die Blüten
erscheinen vor dem Blattaustrieb und befinden sich an den
letztjährigen Zweigen. Die einzelnen Blüten haben eine
glockenähnliche Form und überziehen dicht gedrängt die
Triebe. Die Triebe wachsen aufrecht. Wenn sie älter
werden, hängen sie stark über, bis sie auf dem Boden
aufliegen. An dieser Stelle können die Triebe Wurzeln
bilden und schon ist eine neue Forsythie geboren. Die
Zweige sind hohl und besitzen ein Mark.
Der Rückschnitt direkt nach der Blüte regt die
Blütenbildung für das nächste Jahr an. Ein Schnitt in der
vegetationsruhen Zeit geht auf Kosten vieler Blüten. Durch
den Schnitt werden mehrjährige Triebe, die schon zweimal
oder öfter geblüht haben, am Boden oder oberhalb eines
jungen Seitentriebes entfernt. Auch trockene, abgestorbene
Äste, zu dünne oder verletzte Zweige werden an der Basis
abgeschnitten. Damit ist Platz für neue Triebe, die ab dem
zweiten Jahr den Besitzer wieder mit Blüten erfreuen
können. Der Schnitt ist direkt an der Entstehungsstelle
des zu entfernenden Astes durchzuführen. Dadurch wird die
Wundheilung gefördert und die Zapfenbildung verhindert. Je
schärfer der Rückschnitt, desto stärker der Neuaustrieb.
Den einjährigen Jungtrieb lassen wir unbeschnitten.
Absolut falsch ist der weit verbreitete Schnitt, den
Strauch auf einer Höhe abzuschneiden, oder das
Herumschnipseln an allen Triebspitzen. Dadurch entsteht
eine Verkahlung der Strauchbasis und ein Besenwuchs im
Bereich der Schnittflächen. Um dies zu verhindern und um
die Blühwilligkeit zu fördern, schneiden wir wenig, aber
gezielt. Nur bei total überalterten oder stark
frostgeschädigten Gehölzen ist ein radikaler Rückschnitt
erforderlich. Allerdings wird der Strauch aufgrund der
Neutriebbildung im kommenden Jahr kaum Blüten haben.
Um glatte Schnittflächen zu erzielen, die rasch
verheilen, muss man gutes und scharfes Schnittwerkzeug
verwenden. Gequetschte und ausgefranste Wunden verwachsen
schlecht und sind Eintrittsstellen für Krankheitserreger.
Clemens JobsKreisfachberater für Obst- und Gartenbau
Ein Traum in gelb: Damit die Forsythie kräftig blühen kann, bedarf es eines
fachgerechten Schnitts. − Foto: Jobst
27.04.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
Bis zur Unkenntlichkeit gequält
Ein Baum in der freien Natur braucht keine Pflege. Bei guten Standortbedingungen
kann er sich entfalten. Bäume in der freien Landschaft laden zum Verweilen. Sie
sind oft Motive auf Postkarten, werben in Tourismusbroschüren für eine heile
Welt.
Bäume im Siedlungsbereich haben oft schwierige Lebensbedingungen, zu wenig
Standraum, schlechte Bodenverhältnisse, Sauerstoff- und Wassermangel im Boden.
Aber vor allem die Einstellung des Menschen gegenüber den Bäumen, speziell
gegenüber denen, die ihnen nicht gehören.
Sie werfen Schatten und Laub, sie werden zu hoch, sie verdecken Werbeanlagen
von Geschäften. Und jeder Baumbesitzer hat die Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen,
die die Verkehrssicherheit gewährleisten. Und deshalb werden überall gegen Ende
des Winters, für die Bäume ein physiologisch ungünstiger Zeitpunkt,
Baumschnittmaßnahmen durchgeführt. Es wird gekappt, gestutzt und geschnitten,
und so mancherorts zeigt sich dem Betrachter ein trauriges Bild von einer
geschundenen Kreatur. Es wird oft vergessen, dass ein Baum ein Lebewesen ist,
das bei der Keimung geboren wird, wächst und gedeiht, sich ein Leben lang den
Witterungsbedingungen widersetzt, sich selbst ernährt, Wunden selbst heilt und
am Ende stirbt.
Durch den Eingriff des Menschen verändern sich die Lebensbedingungen, nicht
immer zum Besseren. Düngung, Bodenbelüftung und Bodenverbesserungsmaßnahmen sind
eine Hilfestellung bei der Ernährung. Schnittmaßnahmen können eine Baumkrone
entlasten. Aber vor allem Kappungen und massive Rückschnitte der Krone sind
langfristig baumzerstörend. Bei einer Kappung entstehen große Wundflächen, die
nicht verheilen, einen Herd für Holzfäule bilden und zusätzlich das
Versorgungsgleichgewicht zwischen Krone und Wurzeln zerstören. Der meist
besenartige Austrieb unterhalb der Kappungsstelle ist instabil und bildet
zusammen mit der eindringenden Fäule eine erhöhte Bruchgefahr.
Ein fachgerechter Baumschnitt fällt dagegen nicht auf. Das Ziel ist, durch
einen möglichst geringen Eingriff die Verletzungen am Baum so gering wie möglich
zu halten. Die Verkehrs- und Standsicherheit wird wieder hergestellt, ohne das
typische Aussehen des Baumes zu verändern.
Der Weg zu einem Spezialisten lohnt sich. Billige Pfuscharbeit kommt meist sehr
viel teurer, da sie zusätzliche Pflegemaßnahmen nach sich zieht oder das Sterben
eines Baumes verursacht. Bäume werden in Volksliedern besungen, sie sind Teil
unserer Kultur. Bäume liefern den für uns so lebenswichtigen Sauerstoff. Und
wenn man die Diskussionen über die Feinstaubbelastungen in den Städten verfolgt,
sollte man bedenken, dass vor allem Bäume durch ihre Filterwirkung hier
erhebliche Verbesserung bieten könnten. Jeder Baum erfüllt Aufgaben, die
technisch weder nachzuahmen, noch zu bezahlen sind. Jede Menge Gründe,
sorgfältiger mit unseren Bäumen umzugehen.
So nicht: Extreme Schnittmaßnahmen führen langfristig zum Baumtod.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
4.5.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
04.05.2012
Wunderblume Löwenzahn
Wer kennt sie nicht, die krautige Pflanze mit ihren
dichten gelben Blüten, dem weißen Milchsaft im Stengel,
den zehn bis 30 Zentimeter langen, lanzettlich, stark
gelappten und tiefeingeschnittenen Blättern, die direkt am
Boden in einer Rosette stehen. Wenn sich die Wiesen ganz
mit den gelben Blüten von Taraxacum überziehen, wissen
wir, dass nun der Frühling endgültig den Winter verdrängt
hat. Wir erfreuen uns an diesen Bildern und würden gerne
mit lieben Menschen inmitten dieser Blütenpracht ausruhen
und picknicken.
Aber halt! Da war doch noch etwas anderes? In meiner so
liebevoll gepflegten und gehegten Rasenfläche, nein, in
meinem englischen Rasen hat sich dieses Ungetüm mit seiner
bis zu einen Meter langen Pfahlwurzel eingenistet. Eine
Monsterblume, die ich nicht bekämpfen kann. Wenn ich sie
aussteche, bleiben Wurzelteile im Boden, die dann nur
vermehrt austreiben. Und während diese Pflanze in der
Wiese bis zu 40 Zentimeter hoch wird, bleibt ihre Blüte in
meiner geliebten Rasenfläche ganz dicht über dem Boden,
damit der Rasenmäher mit seinen scharfen Messern ihr
nichts anhaben kann. Diese Pflanze ist mit Intelligenz
ausgestattet, nur um mich zu ärgern.
Aber lassen Sie uns, wenn wir sie das nächste Mal im
eigenen Garten entdecken, nicht gleich mit schwerem Spaten
und Gift bekämpfen, sondern gemütlich bei einer Tasse
Kaffee einige Gedanken über diese Pflanze machen.
Pusteblume, Bettnässer, Bettschisser, Bettseecher,
Hundeblume und Hundsblume sind einige mundartliche
Bezeichnungen für den Löwenzahn. Sie sagen schon aus, dass
in der Volksheilkunde der Löwenzahn eine wichtige
Heilpflanze war. Vor allem die Bitterstoffe des Löwenzahns
fördern die Sekretion der Verdauungsdrüsen. Daneben wurde
auch eine harntreibende Wirkung nachgewiesen. Die
Wirkstoffe sind immer noch Bestandteil verschiedener
Arzneimittel. Durch die frühe Blütezeit ist der Löwenzahn
eine wichtige Bienenweide. Löwenzahnbestände sind wichtig
für die Entwicklung der Bienen im Frühjahr und ergeben
einen Honig mit kräftigem Aroma.
Ein wenig in Vergessenheit geraten ist der Löwenzahn als
Bestandteil unserer Speisekarten. So wurden die jungen
Blätter als Salat verarbeitet. Mit dem entsprechenden
Dressing sind die nur leicht bitter schmeckenden Blätter
ein wahrer Genuss. In der Nachkriegszeit wurde aus den
getrockneten Wurzeln ein Ersatzkaffee hergestellt, der als
Zichorie bekannt war. Aber vor allem die gelben Blüten
ergeben ein wundervoll schmeckendes Gelee. Sie brauchen
dazu 350 Löwenzahnblüten, drei Apfelsinen, zwei Zitronen.
Die ein paar Stunden in der Sonne getrockneten Blüten
werden zusammen mit den in schmale Streifen geschnittenen
Apfelsinen und Zitronen in 1,5 Liter Wasser etwa 30
Minuten bei schwacher Hitze gekocht. Anschließend die
Flüssigkeit abseihen und die Blüten und Früchte, um
möglichst viel Aroma zu bekommen, gut auspressen. Die
Flüssigkeit mit Gelierzucker nach Anweisung einkochen.
Eine sonntägige Fernsehsendung mit dem gleichen Namen
bringt nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch
für Erwachsene jeglichen Alters interessante Berichte auf
unterhaltsame Art. Vielleicht hat man den Titel der
Sendung deshalb Löwenzahn genannt, weil diese Pflanze
äußerst robust und widerstandsfähig ist. Sie kommt mit den
widrigsten Bodenverhältnissen aus und gedeiht auch dort
noch, wo die meisten Pflanzen keine Überlebenschancen
haben.
Diese Gedanken helfen einem vielleicht, im eigenen Garten
den Löwenzahn ein wenig zu akzeptieren. In einem
erlebnisreichen naturnahen Garten hat der Löwenzahn
bestimmt auch Platz. Diese Einstellung schont die Nerven
des Gartenbesitzers.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
"Bienen schätzen den Löwenzahn mehr als mancher Mensch.
− Foto: Jobst"
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
11.05.2012
Gut gedüngt und trotzdem gesund
Bodenuntersuchungen helfen, die passende Düngekonzentration zu bekommen
Alles neu macht der Mai. Ein Spruch, der sich vor allem auf die Natur und auf
den Garten bezieht. Und wenn die Eisheiligen (11. bis 15. Mai) vorbei sind,
werden in allen Gärten die Gemüse- und Blumenbeete hergerichtet, gesät und
gepflanzt. Die Eisheiligen sind schon immer der Beginn der eigentlichen
Gartensaison gewesen.
Aber mit der Aussaat oder Pflanzung von Kulturen beginnen auch oft die Fragen
und Probleme über eine umweltgerechte und pflanzenbezogene Düngung. Groß sollen
sie sein die Salatköpfe, Rettiche, Tomaten, Gelbe Rüben und was wir noch so
alles anbauen. Schön aussehen sollen sie und gesund sollen sie sein. Um dieses
Ziel zu erreichen, helfen wir gerne mit Düngern nach, mit Kompost, mit
organischen und mineralischen Düngern, mit den verschiedenen
Nährstoffverhältnissen. Aber was soll man verwenden und wie viel? Diese Frage
stellt sich alle Jahre wieder und doch düngen die meisten im guten Glauben,
alles richtig zu machen. Zu viel hat doch noch nie geschadet, oder doch?
Eine vor Jahren von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in
Weihenstephan durchgeführte Bodenuntersuchungsaktion zeigte, dass die Böden in
den Privatgärten vor allem im Gemüsegartenbereich zum größten Teil überdüngt und
somit belastet sind, der Phosphatgehalt das drei- bis vierfache, im Extremfall
das 18-fache von dem war, was die Kulturen innerhalb eines Jahres aufnehmen
können. Also haben wir Gartler doch viele Jahre bei der Düngung unseres Gemüses
etwas verkehrt gemacht.
Eine Bodenuntersuchung ist die Ausgangsbasis jeglicher Düngung. Mit dieser
Untersuchung erfährt man die Bodenart, den Säuregehalt (auch pH-Wert genannt)
und die Verfügbarkeit der verschiedenen Grundnährstoffe wie Stickstoff, Phosphor
und Kalium und bei Bedarf Magnesium und andere wichtige Spurennährstoffe. Erst
durch das Ergebnis dieser Untersuchung kann der Gartler die Höhe, die Art und
die Häufigkeit einer Düngung in Abhängigkeit von der jeweiligen Bodenart und der
angebauten Kultur festlegen. Nur so ist es uns möglich, auf lange Sicht die
Fruchtbarkeit des Bodens und einen ausgeglichenen Nährstoffhaushalt zu sichern.
Wie zieht man eine Bodenprobe? Sie soll nicht unmittelbar nach einer
Bodenbearbeitung oder nach einer Düngung entnommen werden, sondern am besten
vorher. Bodenproben sind entsprechend der Nutzung getrennt zu nehmen und dürfen
nicht vermischt werden. Gemüsegarten, Beerenbeete, Obstgarten, Rasenflächen,
Blumen- und Staudenbeete haben meist unterschiedliche Boden- und
Nährstoffverhältnisse und müssen deshalb getrennt untersucht werden. Je nach
Nutzungsfläche sind zehn bis 15 Entnahmestellen gleichmäßig zu verteilen, wo mit
Spaten oder Bohrstock 20 bis 30 cm tief, bei Rasenflächen 10 cm tief,
gleichmäßig viel Boden entnommen und gemischt wird. Von dem gut gemischten Boden
werden etwa 500 Gramm in einen ungebrauchten Plastikbeutel gefüllt und gut
verschlossen, wobei Steine und Erdklumpen nicht entfernt werden.
Der Beutel ist mit einem Klebeetikette folgendermaßen zu beschriften: Anschrift
des Gartenbesitzers, Bezeichnung bzw. Nutzung der Fläche und der gewünschte
Untersuchungsumfang. Die Bodenprobe ist möglichst sofort an ein
Untersuchungsinstitut weiterzuleiten. Nähere Auskunft erteilen die örtlichen
Gartenbauvereine und das Sachgebiet Landespflege, Grünordnung und Gartenbau am
Landratsamt. Innerhalb kurzer Zeit erhält der Gartenbesitzer das Ergebnis, meist
verbunden mit einer speziellen Düngeempfehlung.
Gerade in einer Zeit, in der das Thema über eine richtige Ernährung in aller
Munde ist, sollten wir Gartenbesitzer auch wegen unserer eigenen Gesundheit sehr
darauf achten, dass wir im eigenen Garten nur vitaminreiches, nicht belastetes,
rundum gesundes Obst, Gemüse, Salat und Beeren ernten. Wir lernen unseren Boden
kennen, können den Bedürfnissen der Kulturen gerecht werden, belasten weder
Boden noch Grundwasser, erzeugen qualitativ hochwertige Kulturen für unsere
Küche und sparen noch Geld durch gezielte Düngung.
Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau
Schackhaft und gut gewachsen sollen sie sein − dennoch sollten Beeren-Bauern darauf achten, den Boden nicht zu überdüngen. − F.: dpa
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
17.05.2012
"Vorm Holler ziagst an Huad"
Der Schwarze Holunder, botanisch Sambucus nigra, im Volksmund auch Holderbusch
oder Holler genannt, ist ein Strauch oder Baum, der bis elf Meter hoch werden
kann und wie kein anderes Gehölz unsere Bauernhöfe, Dörfer und Landschaften
geprägt hat. Aber auch durch die vielfache Verwendung als Heilmittel,
Lebensmittel und Farbstoff war der Holler nicht aus dem Leben unserer Vorfahren
wegzudenken. Ein alter Bauernspruch "Vorm Holler ziagst an Huad" beweist die
große Wertschätzung des Menschen vor dieser Segen bringenden Pflanze.
Der Holler ist ein robustes und anspruchsloses Gehölz, das keine Pflege
benötigt und sich überall dort durchsetzt, wo der Mensch es zulässt. Wenn er
sich frei entfalten kann, wird er ein majestätisch anmutender Großstrauch, der
durch seinen Blüten- und Fruchtschmuck nicht nur für die Menschen, sondern auch
für die Tierwelt eine große Bedeutung hat. Aber gerade seine Größe und seine
Robustheit haben ihn aus den meisten Siedlungsgärten verbannt, die einfach zu
klein für ihn sind. Aber wenn wir ihn an Bauernhöfen oder in der freien
Landschaft, an Waldrändern und in den Flussauen sehen, sollten wir ruhig darüber
nachdenken, wie wir als Kinder aus seinen Zweigen Pfeiferl schnitzten, indem wir
das schaumstoffartige Mark entfernten, kleine Löcher durchbohrten und den ganzen
Tag mit lautem, meist äußerst unmusikalischem Pfeifen unseren Eltern auf die
Nerven gingen.
Wir freuten uns auch schon auf die Hollerkiache, die ab Mai bis in den Juni aus
den großen flachen Schirmrispen mit ihren unzähligen, leicht gelblichen
Einzelblüten durch Eintauchen in einen dünnflüssigen Teig aus Eiern, Mehl und
anderen Zutaten und anschließendem Frittieren in heißem Fett entstanden.
Ab Mitte August verfärben sich die anfangs roten Beeren in tiefes Schwarz. Die
Stiele, auf denen sie sitzen, werden rot und die Beeren haben einen dunkelroten
Saft, der aus Stoffen nur schwer auswaschbar ist. Im rohen Zustand sind die
Beeren schwach giftig, aber nach dem Abkochen oder Vergären kann man
Vitamin-C-reiche Lebensmittel herstellen, vom Hollersekt über Hollergelee,
Hollersirup, Mus, Saft, Wein und vieles andere. Aber Vorsicht: Die Beeren des
roten Holunders (Sambucus racemosus), die in der Reifezeit eine rote Farbe
haben, sind giftig und dürfen deshalb nicht verwendet werden.
Aus den Beeren des Holunders, aber auch aus der Rinde, den Blütenständen machte
man Heilmittel gegen Erkältung, Nieren- und Blasenleiden aber auch Präparate zur
Stärkung von Herz und Kreislauf, zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung. Der
Holunder war und ist immer noch ein wichtiger Bestandteil in der Hausmedizin.
Vor allem in den Schalen der Beeren befindet sich der violette Farbstoff
Sambucyanin, mit dem man Stoffe, Leder, Lebensmittel, aber auch Haare färbte.
Gerade bei den Vögeln sind die Beeren eine beliebte Abwechslung im Speiseplan,
die dadurch auch zu der Verbreitung des Holunders beitragen. Und das geht sehr
gut, da dieses segenbringende Gehölz äußerst robust und anspruchslos ist. Zudem
ist der Holunder frosthart und gedeiht noch auf den magersten Böden, im
Halbschatten auf Unkraut- und Ruderalfluren, an Böschungen oder an Wegrändern.
In Österreich gibt es neben den wilden Vorkommen große Kulturflächen, auf denen
verschiedene Sorten von Holunder angebaut werden. Ein Beweis dafür, dass der
Holler auch in unserer modernen Zeit noch eine wichtige Rolle für unsere
Ernährung und Gesundheit spielt und somit als alte Kulturpflanze in unserer
Landschaft, aber auch in größeren Gärten sein Zuhause haben soll.
Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
01.06.2012
Nutzpflanze mit hohem Zierwert
Rhabarber taugt längst nicht nur zum Weiterverarbeiten
Jeder kennt sie, eine ausdauernde und eindrucksvolle Pflanze mit großen,
ganzrandigen bis
mehrlappigen Blättern, die aus einer grundständigen Rosette sprießen. Sie steht
in vielen Gärten,
vor allem im Bereich des Gemüsegartens. Die bis zu 70 Zentimeter langen, fünf
Zentimeter breiten,
meist roten Blattstiele sind ein begehrtes Rohmaterial für Kompott, Marmeladen,
Kuchen und Torten,
Cremes und Beilagen für Süßspeisen. Auch zum Saften und Mosten eignet sich der
Rhabarber, der
wegen seines erfrischenden, angenehm säuerlichen Geschmacks und des geringen
Kaloriengehalts sehr
beliebt ist.
Rhabarber gilt wegen seiner Zubereitungsarten als Frucht, obwohl er eigentlich
ein Gemüse ist.
Die Blattstiele sind an der Oberseite flach, an der Unterseite rund und mit
scharfen Kanten
ausgestattet. Die Pflanze braucht viel Platz − mindestens einen Quadratmeter.
Sie wurzelt bis in
einen Meter Tiefe, was ihr in Trockenzeiten zu Gute kommt. Ihrer
Anspruchslosigkeit in Bezug auf
Standort und Klima verdankt sie auch, dass sie sich gegenüber anderen Pflanzen
gut behaupten kann.
Sie ist mit wenig Sonne bis Halbschatten zufrieden und stellt an den Boden keine
besonderen
Ansprüche. Für eine Kompostgabe ist sie allerdings dankbar.
Der Blütenstand mit den cremefarbenen Blüten, die in einer Rispe stehen, kann
bis zwei Meter hoch
werden. Blüte ist im Zeitraum zwischen Ende Mai und Ende Juni. Für die
Blütenbildung ist ein
Kältereiz nötig, der über mehrere Wochen Temperaturen unter zehn Grad Celsius
benötigt.
Der Rhabarber stammt aus der Himalayaregion. Im 16. Jahrhundert wurde er in
Russland angebaut und
gelangte im 18. Jahrhundert auch in andere Teile Europas. 1848 war der erste
gewerbsmäßige Anbau
in Norddeutschland. Von dort breitete sich die Pflanze in Richtung Süden aus.
Für die Entstehung
des Namens Rhabarber gibt es verschiedene Erklärungen. Friedrich Kluge vertritt
die Version, dass
der Name die Wanderung der Pflanze von Ost nach West einbezieht. Dabei wurde der
Eigenname Rhã für
den Fluss Wolga verwendet.
Die alte Regel, dass man Rhabarber ab dem 24. Juni (Johannistag) nicht mehr
ernten und
verarbeiten soll, basiert auf zwei Grundsätzen: Zum einen setzt Ende Juni ein
zweiter
Wachstumsschub ein, dessen Kräfte die Pflanze im nächsten Jahr zum Gedeihen
benötigt, zum anderen
enthält der Rhabarber wertvolle Mineralstoffe, aber auch Oxalsäure, die vor
allem ab Ende Juni
vermehrt produziert wird. Für gesunde Erwachsene ist der Verzehr normaler Mengen
zwar auch dann
unbedenklich, allerdings sollten Kleinkinder, Schwangere, Stillende und Menschen
mit Nieren- und
Gallenproblemen lieber darauf verzichten. In den Blättern sind Giftstoffe
enthalten, die bei rohem
Genuss zum Erbrechen führen können.
Die Verwendung als Gartenpflanze ist vielfältig. Sie kann man nicht nur als
Nutzpflanze im
Gemüsegarten finden oder als Eingrünung des Komposthaufens, sondern dank ihrer
Schönheit auch mit
Gräsern und Farnen kombiniert in Staudenbeeten oder vor Gehölzpflanzungen.
Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau
Viel Platz braucht die Rhabarberpflanze. Bis zu zwei
Meter hoch reicht der Blütenstand. − Foto:
dpa
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 07.06.2012
Hygiene im Obstgarten schadet dem Schädling
Apfelwickler fliegt vor allem im Mai und Juni − Larven fressen sich bis zum
Kerngehäuse
Der "Wurm im Apfel" oder auch "Obstmade" genannt, ist eigentlich eine Raupe, die
zu den verbreitetsten Apfelschädlingen zählt. Die Larve dieses Apfelwicklers
bohrt sich in die Frucht ein und frisst sich bis zum Kerngehäuse vor. Hierbei
scheidet die Larve braunen, mehlartigen Kot aus, der in den Fraßgängen, im
Kernhaus und am Einbohrloch zu finden ist. Die entwickelte Larve verlässt die
Frucht, die häufig vorzeitig abfällt, was meistens nicht auffällt, da der Baum
in dieser Zeit überzählige Früchte abstößt.
Der Apfelwickler fliegt vor allem im Mai und Juni. Es ist ein grauer mit
hellgrauen Streifen überzogener Falter mit einem kupferfarbenen Fleck am Ende
der Flügel, dessen Spannweite bis zu 2,5 Zentimeter erreichen kann. Optimale
Bedingungen hat der Apfelwickler für den Flug während der abendlichen Dämmerung,
bei Windstille und 20 Grad Wärme und feuchtem Wetter.
Die weiblichen Falter legen 30 bis 60 Eier auf den Früchten oder den Blättern
der Obstbäume ab. Fallen die Temperaturen unter 15 Grad, wird die Eiablage
unterbrochen, da bei niedrigen Temperaturen keine Eientwicklung möglich ist. Die
Eiablage erfolgt auf ebene Oberflächen. Anfänglich sind es die Blätter und
später, ab Juli, die Früchte, wenn diese ihren Flaum verloren haben. Für die
Entwicklung von der Eiablage bis zum Schlüpfen benötigt der Apfelwickler ein bis
zwei Wochen.
Die Schädlinge befallen die Frucht als Larve und sie ernähren sich von dieser
für etwa drei Wochen. Sie ernähren sich sowohl vom Fruchtfleisch als auch von
den Samen. Für die Entwicklung vom Schlüpfen bis zur voll ausgewachsenen Larve
benötigt die Raupe drei bis vier Wochen. Nach dem Verlassen der Frucht verpuppen
sich die Larven.
Eine zweite Generation kann im August und September fliegen, sofern die
Wetterbedingungen entsprechend günstig sind. Es läuft wiederum die
Raupenentwicklung ab. Allerdings sind die Schäden größer als bei der ersten
Generation, da der Baum auf den Befall der fast reifen Früchte nicht mehr
reagieren kann. Die Raupen verlassen die Früchte und überwintern an einem
geschützten Platz.
Das Resultat sind oftmals je nach Befall mehr oder weniger befallene Früchte,
die von kotgefüllten Fraßgängen durchzogen sind, teilweise bis ins Kernhaus.
Diese Äpfel lassen sich nicht lagern, weil sie relativ schnell faulen, müssen
aber auch nicht immer weggeworfen werden. Wenn man das befallene Fruchtfleisch
großzügig ausschneidet, kann man den Rest der Frucht bedenkenlos essen oder
verarbeiten.
Wenn ein Gartenbesitzer über mehrere Jahre befallene Äpfel erntet, hört man oft
die Aussage, der Baum ist krank, den kann man nur umschneiden. Sicherlich die
verkehrte Maßnahme, um den Apfelwickler zu bekämpfen. Bedenkt man, dass die
meisten Apfelbäume zehn bis 15 Jahre wachsen müssen, um einen nennenswerten
Behang zu haben. Eine der wichtigsten Bekämpfungsmaßnahmen ist die Hygiene im
Obstgarten. Wird konsequent das Fallobst täglich aufgesammelt, ist der
Befallsdruck erheblich gemindert. Auch befallene Früchte an den Ästen sollten
frühzeitig abgenommen und entsorgt, jedoch nicht kompostiert werden. Da die
Apfelwickler unter losen Borkenteilen überwintern, kann man durch Abkratzen der
losen Teile die Zahl der Schädlinge erheblich mindern. Legt man um den Baum eine
Folie, kann man den Wickler leichter aufsammeln und beseitigen. Die Rinde der
Bäume darf dabei nicht beschädigt werden.
Da alle direkten Bekämpfungsmaßnahmen nur Erfolg haben, solange die
Wicklerraupe außerhalb der Frucht ist, sollte man mit Hilfe von Pheromonfallen,
also mit weiblichen Sexualduftstoffen versehene Klebefallen, den Beginn der
Flugaktivität der Apfelwickler ermitteln. Der richtige Zeitpunkt ist die
Eiablage der Weibchen, die einige Tage nach der Begattung beginnt. Dann kann man
gezielt eine chemische Bekämpfung mit einem für den Hobbygartenbau zugelassenen
Präparat durchführen. Eine Alternative zu den chemischen Präparaten ist der
Einsatz von Schlupfwespen, Trichogramma, der allerdings nicht immer erfolgreich
ist. Die Förderung von Nützlingen, wie z.B. des Ohrwurmes, ist eine weitere und
die umweltfreundlichste Bekämpfungsmöglichkeit des Schädlings.
Befallenes Obst ist allerdings ein Garant für biologischen Anbau. Da der
Gartenbesitzer nicht den Zwängen unterliegt, möglichst hohe Erträge zu erzielen,
kann er einen gewissen Ausfall akzeptieren, mit der Gewissheit, gesunde und
unbelastete Früchte zu ernten.
Clemens JobstKreisfachberater für Obst- und Gartenbau
Wenn man einen befallenen Apfel aufschneidet, bietet sich dieses Bild. Der
Schädling hat die Frucht als Larve befallen und sich bis hinein ins Kernhaus
gefressen. − Foto: dpa
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 15.06.2012
Aushängeschilder jeder Siedlung
Vorgärten werden oft als lästiges Übel empfunden, dabei sind sie wahre
Visitenkarten der Bewohner
Den eigenen Garten kann man ganz nach seinen Bedürfnissen, Vorstellungen und
Möglichkeiten
gestalten, mehr noch als das Haus. Das gilt für Vorgärten genauso. Daher lässt
sich bei einem
Spaziergang durch eine Siedlung recht gut ablesen, wer hinter der jeweiligen
Haus- und Gartentüre
wohl wohnen mag. Es gibt dezente, zurückhaltende Vorgärten und solche, die vor
Fülle und
Dekoration überquellen, ganz sachlich funktionale Bereiche oder romantisch
verspielte. Manche
Hausbesitzer gewähren allem, was Räder hat, den Vorrang, während andere die
Garagenzufahrt
begrünen. Wo Einblick unerwünscht ist, wird der gesamte Garten mit Mauern oder
undurchsichtigen
Hecken umschlossen, andernorts öffnet er sich dem Straßenraum. Oft verraten
Gestaltung und
Materialauswahl die finanziellen Möglichkeiten der Besitzer. Es gibt
traditionelle und moderne
Vorgärten, angepasste und sehr individuelle, pfiffige und auch langweilige.
Kurzum, der Streifen
zwischen Haus und Straßenraum ist zusammen mit der Hausfassade so etwas wie ein
Aushängeschild.
Nicht selten spiegeln die Vorgärten nicht nur die Individualität ihrer Besitzer,
sondern auch das
nahezu globale Angebot der Baumärkte und Gartencenter wider. Das wirkt nicht
immer überzeugend.
So beginnt das Fachblatt "Vorgärten" des Bayerischen Landesverbandes für
Gartenbau und
Landespflege e.V. Die Vorgärten sind das Bindeglied zwischen Straßenraum und
Bauzone. Ihnen ist zu
verdanken, ob eine ländliche Siedlung für den Besucher gut durchgrünt ist,
lebenswert oder eher
trist und schlimmstenfalls abweisend erscheint. Dem Grundstücksbesitzer sind
außer ein paar
wenigen grünordnerischen Festsetzungen des Bebauungsplanes keine Grenzen
gesetzt. Während viele
ihren Vorgarten als eigene Visitenkarte und Willkommensgruß betrachten, ist er
für manche eher
eine Belastung. Eine Freifläche, die gepflegt werden muss, aber nicht genutzt
wird. Wer will schon
seine Freizeit im Liegestuhl im Vorgarten verbringen, auf dem Präsentierteller,
sichtbar für alle
Passanten? Da der Fuhrpark vor allem bei Familien mit Kindern immer größer wird,
ist es keine
Seltenheit, dass die Garagenzufahrt oftmals breiter ist als die vorbeiführende
Straße. Eine
gestalterische Disharmonie, die bei reiflicherer Überlegung meistens zu
vermeiden wäre.
Eine andere Notwendigkeit ist die Unterbringung von Wertstoff- und
Restmülltonnen. Nicht jeder
hat die Möglichkeit, diese sperrigen Tonnen in der Garage oder in einem
Nebengebäude
unterzubringen. Damit sie vom Haus gut erreichbar und leicht zum Abtransport an
den Straßenrand zu
schieben sind, stehen sie häufig in der Zufahrt oder im Vorgarten, so dass jeder
Besucher vor
allem bei warmem Wetter durch die Geruchsbelästigung gleich erraten kann, was es
zu essen gab.
Durch Holzpalisaden, durch Eingrünung mittels einer geschnittenen Hecke oder
durch gefällige
Verkleidungen aus Holz oder Metall, die mittlerweile der Handel anbietet, kann
man die
Abfallbehälter auch im Vorgarten integrieren.
Sein Eigentum nach außen abzugrenzen ist für viele Gartenbesitzer ein
Bedürfnis. Hierbei muss man
aber darauf achten, welche Festlegungen der Bebauungsplan wegen Einzäunung hat.
In manchen
Baugebieten ist ein Zaun nur auf Höhe der Häuser zulässig, so dass durch die
offene
Vorgartengestaltung vor allem bei engeren Siedlungen eine gewisse Großzügigkeit
entsteht. Da die
Einfriedung nicht nur zur Abwehr ungebetener Gäste dient, sondern vor allem die
Visitenkarte der
Gartenbesitzer ist, sollte die Art des Zaunes nicht nur in das Ortsbild, sondern
auch zu der
Architektur des Hauses und zum Garten passen. Leider haben sich auch übergroße
Sichtschutzzäune
aus massiven Holzkonstruktionen und Steingabionen, die aus dem Wildbachverbau
stammen,
durchgesetzt.
Das wichtigste Gestaltungselement im Vorgarten sind aber die Pflanzen, die
durch ihre Blätter,
Blüten, Aussehen und Größe Leben in ein Siedlungsbild bringen und ganz
individuell die Fläche dem
Besitzer zuordnen. Selbst an Häusern ohne Vorgärten, wo der Gehsteig bis an die
Fassade
heranreicht, ist meistens eine Begrünung durch Kletterpflanzen noch möglich.
Auch bei der
Pflanzung von Bäumen ist der Bebauungsplan heranzuziehen, der meistens vorsieht,
dass an
bestimmten Stellen bestimmte Bäume gepflanzt werden müssen, damit eine gewisse
Durchgrünung des
Baugebietes gewährleistet ist.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
Offen und freundlich: So liebevoll gestaltet, verstärkt ein Vorgarten den
positiven Eindruck des
gesamten Grundstücks. − Foto: Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
22.06.2012
Der Balkon als kleines grünes Paradies
Wer keinen oder keinen ausreichend großen Garten besitzt, kann nicht nur beim
Blumenpflanzen auf den Balkon
Viele Leute träumen von einem Garten, haben aber selbst nur einen mehr oder
weniger großen Balkon. Aber eben auch ein paar Quadratmeter Raum im Freien, den
man mit einigen Überlegungen und Ideen zu einer grünen Oase gestalten kann. Je
nach Größe eines Balkons besteht nicht nur die Möglichkeit, durch Balkonkästen,
die am Geländer befestigt werden, und mit Blütenpflanzen wie Geranien, Petunien,
Pantoffelblumen und Schleierkraut bepflanzt sind, wohltuendes Grün zu
installieren, sondern auch durch Pflanzgefäße und freistehende
Spalierkonstruktionen mit Kletterpflanzen eine erholsame Atmosphäre zu schaffen.
Immer mehr nimmt auch der Wunsch zu, auf Balkonen eigenes Gemüse oder Kräuter
anzubauen. Viele Balkone, gerade diejenigen, die nach Süden und Südwesten
ausgerichtet sind, sind dafür hervorragend geeignet. Je heller und sonniger der
Standort, desto üppiger die Entwicklung und der Ertrag der Pflanzen.
Wärmeliebende Gemüsearten wie Tomaten, Paprika und Auberginen sind hierfür
besonders geeignet. Bei Blattsalaten und Spinat, denen der Hochsommer hier meist
zu heiß ist, muss auf eine ausreichende Wasserversorgung geachtet werden. Aber
vor allem Kräuter, wie Salbei, Lavendel, Rosmarin, Basilikum, Schnittlauch und
Petersilie gedeihen prächtig bei ein wenig Pflege. Auch kleine Obstbäumchen in
Form von Spindelbusch oder Ballerinabäume wachsen in entsprechenden Gefäßen. Mit
einem Balkongarten wird man zwar nicht zum Selbstversorger in Sachen Obst,
Gemüse und Kräutern, da sich aber viele Sorten problemlos in Kästen und Kübeln
ziehen lassen, kann man den Speiseplan mit Erntefrischem wirkungsvoll
bereichern.
Die Auswahl an Materialien bei den Pflanzgefäßen ist enorm, sowohl bei den
Formen, den Größen und dem Design. Es eignen sich Balkonkästen, Töpfe, Ampeln,
Schalen aus Ton, Holz, Kunststoff und Steingut. Man sollte auf ausreichend große
Löcher am Boden achten, um Staunässe zu vermeiden. Wichtig ist auch, dass das
Material im Sommer nicht zu warm und im Winter frosthart ist, was vor allem bei
Steingut und Ton meistens nicht der Fall ist. Eine äußere Isolierschicht aus
Styropor bringt eine gewisse Sicherheit über den Winter.
Die Pflanzerden müssen ausreichend Nährstoffe, Wasser und Luft speichern
können. Zudem sollten sie über ein relativ hohes Gewicht verfügen, damit die
Pflanzgefäße nicht bei jeder Windböe umfallen oder die Pflanzen entwurzelt
werden. Geeignet sind deswegen Substratmischungen aus Torf, Kompost, Rindenhumus
und tonig-lehmige Gartenböden, unabhängig davon, ob selbst hergestellt oder
gekauft.
Die optische Gestaltung eines Obst- und Gemüsegartens auf dem Balkon erfordert
Kreativität und ein wenig Freude am Experimentieren. Die Nutzpflanzen sollten
immer mit bunten Kräutern und einigen Sommerblumen ergänzt werden, z.B. schöne
Blütenpflanzen mit bunten Blattgemüsen und aromatischen Kräutern. Um den knappen
Platz auf dem Balkon voll auszuschöpfen, sollten alle Ebenen genutzt werden,
z.B. die Hauswand als Rankspalier für kletternde Pflanzen oder Spalierobst, die
Decke für Hängeampeln, Balkonbrüstung und den Boden für Blumenkästen und
Schalen. Vergessen wir aber nicht die Sitzgelegenheiten mit einem kleinen Tisch,
damit wir während unseres Feierabends diese Idylle stilvoll mit Kaffee und
Kuchen, einem Glas Rotwein oder bei einer zünftigen Brotzeit genießen können,
umgeben von Obst, Beerenpflanzen, Gemüse, Kräutern und einer Vielfalt an bunt
blühenden Blumen. Die Zusammenstellung sollte individuell nach den Vorstellungen
des Besitzers oder Bewohners sein. Sein eigenes kleines Paradies über den Köpfen
der anderen.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
Blumenschmuck ist immer noch die gängigste Art der
Balkonverzierung. Dabei können Balkone auch bestens verwendet werden, um Gemüse
und Kräuter anzupflanzen. − F.: Landesverband Gartenbau
29.6.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp
Unbezahlbare Helfer im Garten
Des Gartlers Graus sind die vielfältigen Schädlinge, die im Garten ihr Unwesen
treiben, blühende
Pflanzen unansehnlich, Obst und Gemüse ungenießbar machen und auch sonst uns
Gartenliebhabern auf
die Nerven gehen. Aber auf der anderen Seite gibt es auch unzählige Nützlinge,
die uns bei der
Bekämpfung der Schädlinge unterstützen. Das Gesetz der Natur, fressen und
gefressen werden, gilt
auch im Garten, und so sind die Schädlinge auf der Speisekarte vieler nützlicher
Helfer.
Die bekanntesten Helfer sind vor allem die Singvögel, die durch die Futtersuche
für ihre Jungbrut
die Schädlingspopulation erheblich reduzieren. Mehrere Kilo Raupen, Blattläuse,
Spinnmilben und
Eier von Schädlingen verfüttern Vogeleltern während der Brutzeit an ihren
Nachwuchs. Wichtig ist,
dass die Singvögel Nistmöglichkeiten in den Gärten finden. Nistplatz und
Futterplatz ist für die
Vogeleltern meist eins, damit sie rasch genügend Nahrung für ihre Jungen
heranschaffen können.
Weitere Helfer sind zahlreiche Insektenarten wie Marienkäfer, Florfliegen,
Schwebfliegen,
Ohrwürmer, Schlupfwespen und viele mehr, die mit großem Appetit die Gärten von
Schädlingen
säubern. Oftmals werden Nützlinge auch mit den Hui- und Pfui-Viechern
verwechselt, mit denen vor
allem die Erwachsenen ihre Probleme haben. Man denke hier an die verschiedenen
heimischen
Spinnenarten, die, obwohl sie winzig klein sind, manche Gartenbesitzer in Panik
versetzen. Auch
die Schwebfliegen werden oftmals mit Wespen verwechselt, haben aber keinen
Stachel und sind völlig
harmlos. Der bekannteste und beliebteste Nützling ist der Marienkäfer, der am
Tag 100 bis 150
Blattläuse vertilgt. Noch gefräßiger sind seine Larven, die in den drei Wochen
bis zu ihrer
Verpuppung bis zu 600 Läuse verzehren.
Je natürlicher der Garten gestaltet ist, um so mehr fühlen sich die Nützlinge
in ihrem Garten
wohl und werden ihn als ihre neue Heimat annehmen. Die fleißigen Tiere benötigen
Verstecke,
Nistplätze und Überwinterungsmöglichkeiten in Form von freiwachsenden Hecken,
Bäume, Steinmauern,
Laubhaufen, Totholz als Strauchschnitthaufen und eventuell noch eine
Wasserfläche, die vor allem
Libellen anlocken. Diese Flugkünstler sind nicht nur hungrige Schädlingsräuber,
sondern entzücken
uns Gartenfreunde auch durch ihre Flugakrobatik. Je mehr Unterschlüpfe wir
bieten, umso mehr
Gartennützlinge in Form von Insekten und Säugetiere werden sich bei uns wohl
fühlen. Dazu gehören
auch Igel, die die Schnecken auf ihrem Speiseplan haben, und Fledermäuse, die
das Vorkommen
nachtaktiver Insekten wie Nachtfalter, Mücken und Schnaken eindämmen.
Vielerorts werden von Vereinen und Organisationen auf öffentlichen Flächen,
Streuobstanlagen und
Schulgärten sogenannte Insektenhotels aufgestellt, die als Wohnung für die
verschiedensten
Insekten fungieren. Ein solches Hotel bereichert auch den eigenen Garten und ist
zugleich
lehrreich für Erwachsene, Kinder und Enkelkinder. Das gemeinsame Basteln eines
Insektenhotels ist
nicht nur ein Erfolgserlebnis für Groß und Klein, sondern fördert auch das
Wissen über die
Zusammenhänge von Nützlingen und Schädlingen. Insektenhotels sind auch im Handel
erhältlich.
Das Vorhandensein von zahlreichen Gartennützlingen macht oft den Einsatz von
künstlichen
Pflanzenschutzmitteln überflüssig. Die Gartennützlinge helfen uns, dass sich
Schädlinge nicht zu
stark vermehren. Jeder Einsatz von Pflanzenschutzmittel kann natürlich auch den
willkommenen
Insekten und Tieren schaden. Deshalb sollte man immer prüfen, ob sich nützliche
Helfer im Garten
aufhalten. Ein gewisser Bestand an Schädlingen sollte auch akzeptiert werden, da
sie zum
Gleichgewicht in der Natur beitragen und ein Bestandteil der Nahrungskette
vieler Tierarten sind.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
Insektenhotels bieten Nützlingen Unterschlupf und sind deshalb eine Bereicherung
im Garten. −
Foto: Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
06.07.2012
Homöopathie für die Pflanzen
Auch im eigenen Garten setzen viele Gartenfreunde auf Natürlichkeit: Das Thema
"Homöopathie bei Pflanzen" ist noch recht neu, der Grundgedanke stammt
allerdings aus dem 18. Jahrhundert.
Im Gegensatz zur Alternativmedizin für den Menschen, wo der Leitspruch
"Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden" heißt, werden bei den
homöopathischen Elixieren für die Pflanzen nur pflanzliche und mineralische
Bestandteile, stark verdünnt mit Wasser, verwendet. Diese Mittel sind
unbedenklich für Mensch, Tiere, Pflanzen und für die Umwelt. In homöopathischen
Mitteln dürfen weder Pflanzenschutzmittel noch Düngerzusätze enthalten sein. Sie
dienen ausschließlich der Pflanzenstärkung, was eine geringere Anfälligkeit
gegenüber Krankheiten und Schädlingen zur Folge hat und verbessert die
Bodenstruktur durch Förderung der Mikroorganismen. Durch das verbesserte
Wurzelwachstum werden die Pflanzen optimaler versorgt und somit wieder robuster
gegenüber negativen Einflüssen. Die homöopathischen Inhaltsstoffe werden von den
Pflanzen sowohl über die Wurzeln als auch über die Blätter aufgenommen. Da diese
Elixiere das Bodenleben positiv beeinflussen, ist ihre Wirkung beim Gießen am
besten. Nur bei Orchideen sollte man direkt auf das Blatt sprühen, da sie nur
wenig Wasser benötigen. Homöopathische Elixiere gibt es als Allroundmittel für
alle Pflanzen aber auch spezielle Mittel für bestimmte Pflanzenarten im Haus und
Garten.
Ein ähnliches, bereits bekanntes und auch von den Gartlern oftmals angewendetes
Verfahren ist das Gießen von selbst hergestellten Spritzbrühen aus Kräutern wie
die Brennnesseljauche und Brennnesseldung, was man anfänglich irrtümlicherweise
zur Bekämpfung von Blattläusen verwendete. Sie dient aber ausschließlich zur
Stärkung der Pflanzen. Nur die ätherischen Öle des Lavendel sollen Schädlinge
fernhalten. Deshalb sollte man bei Rosenpflanzungen Lavendel dazwischen
pflanzen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass homöopathische Elixiere die Gesundheit der
Pflanzen unterstützen, aber kein Ersatz für notwendige Düngergaben sind. Sie
stärken die pflanzeneigenen Abwehrstoffe. Zusätzlich sorgt eine ausgewogene, den
Bedürfnissen der Pflanze angepasste Düngung für ein optimales Gedeihen.
Allerdings: Der Erfolg der homöopathischen Therapie ist wissenschaftlich nicht
nachgewiesen. Sie gilt als alternative Methode im Gartenbau, die von vielen
biologisch wirtschaftenden Gartenbaubetrieben schon seit 20 Jahren angewendet
wird, mit dem Erfolg, dass die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln deutlich
reduziert werden konnte. Eine alternative Methode, die von manchen Menschen
abgelehnt wird, während andere darauf schwören. Sie ist es aber wert, einfach
ausprobiert zu werden.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Homöopathische Gaben können die Abwehrkräfte von Pflanzen stärken. − Foto:
Jobst
13.7.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 13.07.2012
Es muss nicht immer grün sein
Kiesgärten liegen im Trend, passen aber nicht in jede Umgebung
Die Verwendung von Kies in den Gärten liegt im Trend. Vordergründig wegen des
geringeren Pflegeaufwandes, was allerdings nur bedingt den Tatsachen entspricht.
Gerne wird die japanische Gartenkultur kopiert und deren Bedeutung für die
geistige Einkehr herausgestellt. Japanische Meditationsgärten haben eine
Jahrtausende alte Tradition in einem fremdländischen Kulturkreis. Flächen aus
Sand und Kies symbolisieren Bäche, Flüsse, Seen und das Meer. Große Steine
bilden das Gebirge, die Quelle des Wassers, des Lebens oder auch Inseln im Meer.
Wenige aber ausgesuchte und meist in Formen geschnittene Gehölze geben den
Rahmen für ein Landschaftsbild.
Beth Chatto, die englische Gartenkönigin, hat durch ihre Veröffentlichungen dem
Kiesgarten zu einem Aufschwung verholfen. Ihr aber ging es nicht um den
Pflegeaufwand, sondern darum, durch entsprechende Pflanzenauswahl extrem
trockene Bodensituationen wie steile Böschungen intensiv zu begrünen und durch
eine Vielzahl an blühenden Stauden auch dort farbenprächtige Oasen zu schaffen.
Ihr Schwerpunkt ist die Auswahl der Pflanzen, nicht die Kiesfläche. Diese ist
obendrein bereits vorhanden ist und wird nicht erst geschaffen.
Der ideale Standort für Kiesgärten sind trockene und besonnte Stellen, auf
denen von Natur aus wenig wächst, wie unter dem Dachüberstand eines Hauses. Auch
der Uferbereich an einem Teich ist geeignet; hier lässt sich gut ein Flussbett
nachahmen. Nicht geeignet sind Standorte auf schweren, undurchlässigen Böden und
sehr feuchte Lagen. Auch im Bereich von Bäumen und Großsträuchern macht wegen
der herabfallenden Blätter und Nadeln eine Kiesfläche keinen Sinn, da einerseits
das Entfernen des Falllaubes einen erhöhten Arbeitsaufwand bedeutet,
andererseits durch den Schattenwurf der Gehölze die typischen sonnenhungrigen
Stauden nicht verwendet werden können.
Bei der Anlage eines Kiesgartens werden die obersten 30 Zentimeter ausgebaut
und die Fläche entsprechend modelliert. Der Aushub sollte möglichst frei von
Wurzelunkräutern sein und muss mit entsprechenden Materialien wie Sand, grobem
Splitt oder Schotter abgemagert werden. Dieses Substrat baut man bis 10
Zentimeter unter fertiger Höhe wieder ein. Darüber kann man ein Geo-Vlies
ausbreiten, das die Vermischung der Bodensubstrate verhindern soll. Über dieses
Vlies bringt man dann Kies in den verschiedenen Körnungen und größere Steine.
Das Wichtigste ist die Verwendung der richtigen Pflanzen, lichthungrige, hitze-
und trockenheitsverträgliche Pflanzen, die sich in einem mageren, trockenen und
durchlässigen Boden wohlfühlen. Die Auswahl reicht von mediterranen Gehölzen und
Duftsträuchern (Tamariske, Lavendel, Steppensalbei, Thymian, Mauerpfeffer) über
Gräserarten und Sukkulenten (Fette Henne) bis zu heimischen Pionierpflanzen
(Ginster, Wacholder, Königskerze). Bei der Pflanzung wird das Vlies kreuzförmig
eingeschnitten, damit die Wurzeln in den Untergrund gelangen.
Bei richtiger Anlage und Bepflanzung benötigen Kiesgärten im eingewachsenen
Zustand wenig Pflege. Die trockenheitsliebenden Pflanzen müssen nur bei lang
andauernden Trockenzeiten bewässert werden. Düngergaben sind nur wenig, aber
gezielt nötigt. Trotz des Vlieses kann es durch Windeintrag von feinen
Humusteilchen, Laub und anderen organischen Materialien und durch Samenflug nach
einigen Jahren auch zu Unkrautwuchs gelangen.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
Ausgefallen, aber für die ländliche Region unpassend: Kiesflächen anzulegen sollte wohlüberlegt werden. − F.: Jobst
20.7.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp
Gärten: Sorgenkinder während der Urlaubszeit
Einfache Vorsorge erhält Pflanzen auch über längere Zeit
Der eigene Garten ist mittlerweile des Deutschen liebstes Kind und hat sogar das
Auto auf den zweiten Rang verbannt. Nur einmal im Jahr wird der eigene Garten
zum Sorgenkind, immer dann, wenn der lang ersehnte Urlaub ansteht.
Viele Gartenbesitzer haben fleißige Nachbarn oder Bekannte, die während des
zweiwöchigen Urlaubs nach dem Rechten sehen, Briefkästen leeren und auch Blumen
gießen. Aber wer kümmert sich um die Blumentöpfe auf Fensterbrettern, Balkonen,
auf der Terrasse am und um das Haus herum, um den Gemüsegarten und die Kulturen
im Gewächshaus, um die Blumen- und Rosenbeete, einfach um den Garten? Für manche
ein unlösbares Problem, was sie auch davon abhält, einen längeren Urlaub fern
von zu Hause zu unternehmen.
Wegen dem Garten sollte man sich aber nicht den verdienten Urlaub vermiesen
lassen. Im Handel gibt es automatische oder computergesteuerte
Bewässerungsanlagen, mit denen man Blumenkästen, Gemüsebeete und kleinere
Gewächshausflächen optimal bewässern kann. Eine etwas einfachere Lösung sind
Balkonkästen und Pflanzgefäße mit eingebautem Wasserreservoir, bei denen man
auch bei großer Hitze nicht täglich gießen muss. Hilfreich ist auch das Mulchen
mit gehäckselter Rinde, Rasenschnitt oder Rindenmulch gerade auf Gemüsebeeten
und Blumenbeeten mit offener Erde. Die Mulchschicht verhindert einerseits, dass
der Boden durch die Sonneneinstrahlung schnell austrocknet, andererseits
unterbindet sie auch das schnelle Wachstum von Unkräutern. Ist bereits vor
Urlaubsantritt eine Schönwetterperiode, die noch länger anhält, sollte man
Flächen wie Gemüsegarten, Rasen, kleinere Obstbäume, Beerensträucher und Blumen-
und Staudenflächen tiefgründig wässern, so dass bis in eine Tiefe von mindestens
20 Zentimeter der Boden noch feucht ist. Dies bedeutet, dass bei einem
Gießvorgang pro Quadratmeter mindestens zwischen 10 und 20 Liter Wasser kommen
muss. Eine Arbeit für den Gartenberegner, der allerdings den Wasserzähler im
Haus belastet. Aber der Garten ist fit für eine längere Zeit und der Nachbar ist
entlastet.
Da nicht nur das Urlaubsziel meist seit langem geplant ist, sondern auch die
Urlaubszeit, kann man sich bei dem notwendigen Düngen, vor allem der
Rasenflächen, entsprechend darauf einstellen. Möglichst vier Wochen vor
Reisebeginn sollte man keine Rasendüngung vornehmen, lieber nach dem Urlaub
einplanen. Nach einer Düngung nimmt das Wachstum des Rasens zu, bildet mehr
Masse aus, zu dem allerdings auch ein erhöhtes Wasserangebot nötig ist. Ist der
Nährstoffschub abgeklungen, kann der Rasen besser mit seinem Wasservorrat
wirtschaften und wächst auch nicht mehr so schnell.
Bei der Verwendung von heimischen und vor allem standortgerechten Pflanzen
spielt das Wetter auf die Dauer einer Urlaubszeit keine Rolle. Fremdländische
und vor allem standortfremde Pflanzen haben eher ein Problem mit längeren
Trockenzeiten. So sollte man Trockenstandorte wie Kiesstreifen unter dem
Dachüberstand mit trockenheitsresistenten Gehölzen und Stauden bepflanzen, die
zwar nach einer längeren Trockenphase die Blätter einrollen oder herabhängen
lassen, dies aber unbeschadet überstehen und nach einmaligem Gießen die Blätter
wieder aufrichten. Flächige Bepflanzungen vertragen Trockenperioden auch besser
wie Solitärpflanzungen. Die Pflanzen im Verbund unterstützen sich gegenseitig,
beschatten sich untereinander und die Sonnenstrahlen können den Boden nicht
austrocknen.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
Mit simplen Maßnahmen wie Rindenmulch hält sich die Gartenerde auch über den
Urlaub hinweg feucht. − F.: Verband
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 27.07.2012
Bodendecker als Bereicherung
Mulchen von älteren Stauden bringt keinen Vorteil
In den vergangenen Jahren hat die Verwendung von gehäckselter Rinde, Rindenmulch
und auch Kies als Mulchschichten in den Gärten erheblich zugenommen. Das Mulchen
von neuen Stauden- und Gehölzpflanzungen hat vor allem den Sinn, den Boden zu
beschatten, ihn vor dem Austrocknen zu schützen, den Unkrautwuchs zu hemmen und
der Pflanze einen guten Start zu geben. Geeignet dafür sind gehäckselte Rinde
und Rindenmulch. Kiesabdeckungen heizen sich bei der sommerlichen
Sonneneinstrahlung zu sehr auf, die abgehende Strahlungswärme kann die Pflanzen
schädigen.
Allerdings sieht man auch bei älteren Strauchpflanzungen oftmals den Boden fein
säuberlich gemulcht, was für keinen Vorteil bringt, sondern meist aus einem
falschen Ordnungs- und Sauberkeitssinn resultiert. Diese Flächen, die durch die
darauf stehenden Gehölze beschattet werden, sind ein Standort für niedrige
Pflanzenarten, die nur hier richtig gut gedeihen. Solche Stauden oder niedrigen
Gehölze flächig verwendet sind die besten Bodendecker, die einerseits den Boden
schützen und andererseits mehr Leben in eine Gehölzfläche bringen. Die Gärten
eingrünenden Gehölzstreifen sind vergleichbar mit natürlich gewachsenen
Waldrändern, die sich in drei Zonen aufbauen, die Krautzone, die Strauch- und
die Baumzone.
Die Krautzone zeichnet sich vor allem in lockeren Mischwäldern durch
Frühjahrsblüher wie das Leberblümchen, Waldvergißmeinnicht und das
Schneeglöckchen sowie Farne und Moose, Beerenpflanzen und viele andere Stauden
aus. Sobald man den Boden einer geschlossenen Gehölzfläche unbearbeitet lässt,
werden einige Wildstauden durch Wind- und Vogeleintrag von alleine wachsen.
Man kann natürlich durch Pflanzung verschiedener schattenliebender Stauden den
Vorgang beschleunigen. Eignen würden sich außer den genannten verschiedene
Asterarten, das Pfennigkraut, die kriechende Golderdbeere, Waldsteinia,
kleeblättriges Schaumkraut, europäische Haselwurz, Elfenblume, Goldnessel,
Waldgeißblatt, verschiedene Funkienarten, Johanniskraut und verschiedene
Primelarten. Am Rande einer Hecke wäre die Auswahl fast unbegrenzt, weil hier
alle Stauden für den Halbschatten mit verwendet werden können.
Ein buntes Blütenmeer während der ganzen Vegetationszeit würde die Rasenfläche
von den Sträuchern der Hecke abgrenzen, den Garten lebendiger, natürlicher und
erlebnisreicher machen. Solch gestaltete Flächen sind auch pflegeleichter, da
weder Mulch aufgebracht, noch gehackt, gejätet oder gedüngt werden muss.
Unliebsame Wildkräuter haben keine Chance und wenn doch, sind sie auf Grund der
Pflanzenvielfalt nicht zu sehen. Im Spätherbst können die Stauden mit einem
hochgestellten Rasenmäher abgemäht werden. Das zerhackte Mähgut bleibt zum Teil
liegen, schützt den Boden und bringt Nährstoffe ein.
Eine Krautschicht hat gegenüber Mulchschichten noch weitere Vorteile. Durch die
vermehrte Blattmasse wird zwar wenig aber immerhin Sauerstoff erzeugt und die
Luft gereinigt. Vor allem für die heimische Tierwelt ist es eine Aufwertung.
Hier finden sie alles, was sie in gemulchten Böden vermissen. Käfer, Würmer,
kleine Nagetiere, Eidechsen und Igel haben hier ihren Unterschlupf, für
Singvögel ist es ein Futterplatz. Eine Fläche, die lebt, Leben unterstützt und
einen Beitrag für Natur- und Umweltschutz leistet.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
Nicht jeder Quadratzentimeter im Garten muss gemulcht werden. Kleintiere etwa finden unter Bodendeckern ideal Schutz. − Foto: Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
03.08.2012
Die Weinrebe: Symbol für Romantik und Gemütlichkeit
Keine andere Pflanze verkörpert Ruhe, Beschaulichkeit, Romantik und auch
Geselligkeit so sehr wie die Weinrebe. Gemütlich in einem Weinberg sitzen, zu
zweit oder mit Freunden an einem Tisch, ein Glas Wein in der Hand und eine
kleine Brotzeitplatte vor sich, so stellen sich manche die ultimative Erholung
vor, und auch viele Urlaubsregionen werben mit solchen Bildern. Warum davon nur
träumen, wenn man im eigenen Garten mit einigen Ideen und wenig Aufwand eine
solche weinselige Atmosphäre schaffen kann.
Die klimatischen Verhältnisse im Landkreis Altötting sind für den Anbau von
Wein für den Erwerbsanbau nicht gegeben, allerdings für den Hobbybereich
ausreichend. Die Weinrebe gedeiht an klimatisch geschützten Stellen auch bei
uns, bringt allerdings nicht den Ertrag und auch nicht die Fruchtqualität, um
hochwertigen Wein erzeugen zu können, mit dem man sich auf dem Markt behaupten
könnte. Der private Gartenbesitzer hat aber nicht die Zwänge, Qualität und
Quantität zu erhalten, sondern er will mit den Weinreben einen gemütlichen
Sitzbereich im Freien schaffen. Und wenn er zusätzlich noch schmackhafte Trauben
zum Verzehr ernten kann, hat er sein Ziel erreicht. Mit Weinreben kann man das
eigene Wohnumfeld mit geringem Aufwand ästhetisch und auch ökologisch aufwerten.
Geschützte kahle und eintönige Fassaden werden durch die Berankung mit Weinreben
ansprechender und auch ein Sitzplatz unter einer Pergola profitiert von der
Ausstrahlung von Weinreben.
Die Herkunft des europäischen Weinstockes (Vitis vinifera) soll in Armenien
gewesen sein. Geschichtlich fundiert ist, dass während der römischen Herrschaft
Weinreben bis an die nördlichen Grenzen von Europa angesiedelt wurden. An den
Hängen der Donau nähe Regensburg wird immer noch Wein angebaut und auch erzeugt.
Siedlungs- und Hofnamen wie Weingarten zeugen davon, dass während der
Besiedelung auch im Holzland Wein angebaut wurde. Weinreben bevorzugen
nährstoffreichen, warmen und durchlässigen Boden, kommen aber auch auf armen
Kies-, Gesteins- und Sandböden zurecht. Nasse Böden sind aber ungeeignet. Ein
warmes und mildes Klima mit begrenzten Niederschlägen zeichnet ein Weinbauklima
aus. Viele Weinreben gedeihen aber auch in schlechteren klimatischen
Verhältnissen, wenn sie geschützt als Spalier an Südwänden oder im Innenhof
gepflanzt werden.
Die Weinreben brauchen etwas Pflege. Durch einen regelmäßigen Schnitt werden
die Weinstöcke nicht nur am Spalier oder an der Pergola gezogen, sondern auch
für lange Jahre ertragsfähig gehalten. Durch eine mit dem Boden abgestimmte
Düngung kann man den Nährstoffbedarf der Pflanze abdecken.
Mit dem Begriff Weinreben assoziiert man in erster Linie wohlschmeckende
erfrischende Früchte und stimmungsvolle Getränke. In der mediterranen Küche
werden aber auch Weinblätter zum Einwickeln von Speisen, Schafskäse, gekochtem
Reis und vielem mehr verwendet. Am wenigsten denkt man daran, dass die
verschiedenen Pflanzenteile auch in der Heilkunde verwendet werden. Die Blätter
haben heilende Wirkung bei Rheuma, Geschwüren, Ekzemen, eiternden Wunden,
Hautunreinheiten und vielem mehr. Die Blüten sind Nerven stärkend. Reife Trauben
helfen bei Leberleiden, Verstopfungen, Fettleibigkeit und sind blutbildend,
aufbauend und blutreinigend.
Was ist entspannender, als im eigenen Garten in einer lauen Sommernacht in der
Pergola mit guten Freunden einen Blauen Spät-Burgunder aus Franken zu genießen,
gut beschirmt von Gelben Muskateller-Trauben, die auf einen herunterhängen.
Clemens JobstKreisfachberaterfür Obst- und Gartenbau
Weinreben bilden den Rahmen für einen gemütlichen Freisitz. − Foto: Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
10.08.2012
Sitzplätze im Freien
Was früher die Hausbank war, die nahe des Einganges stand und auf der man nach
getaner Arbeit abends den Tag ausklingen ließ, ist jetzt die Terrasse, meist
südseitig im Anschluss des Hauses, mehr oder weniger rechteckig, beschirmt durch
eine Markise oder überbaut als Wintergarten. Diese Situation, ursprünglich auch
so geplant, erzeugt ein ganz bestimmtes Flair. Das Haus schützend im Rücken, ist
man eigentlich ein Teil des Hauses und der Blick in den Garten ist wie der Blick
auf eine Kulisse.
Anders ist es mit Sitzplätzen im Garten. Man ist vom Haus weg, sitzt innerhalb
von Rasen- und Pflanzflächen und hat den Blick frei auf den Garten und auf das
eigene Haus, was wiederum das Gefühl in einem erweckt, ein Teil des Gartens und
der Natur zu sein. Während früher die einfache Holzbank unter einem Baum diese
Aufgabe erfüllte, sind jetzt dem Gartenbesitzer in seinen Ideen keine Grenzen
gesetzt. Während die Terrasse, der Freisitz und der Wintergarten am Haus
größenmäßig meist so ausgerichtet sind, dass auch Gäste Platz finden, sind die
Sitzbereiche im Garten nur für die eigene Familie gedacht. Die Sitzbereiche am
Haus werden auch bei der Planung und beim Bau des Hauses mit einbezogen, die
Sitzplätze im Garten entstehen in der Regel erst, nachdem man den Garten schon
einige Zeit genutzt hat und die eingrünende Bepflanzung eine räumliche
Gliederung ergibt.
Man weiß dann, wo man sich zu bestimmten Tageszeiten am wohlsten fühlt, und
dort kann man einen Sitzplatz errichten. Meist reicht eine kleine, mit
Natursteinmaterial befestigte Fläche, evtl. zur Pflanzfläche hin mit einer
niederen Steinmauer abgegrenzt, die einen beschützenden Hintergrund bildet, auf
der ein kleiner wetterfester Tisch mit Stühlen steht. Oder an einem passenden
Garteneck ein offener Pavillon aus Holz oder Stahl, an dessen Stützen sich
Rosen, Clematis und andere Kletterpflanzen hochranken und dadurch eine
romantische Idylle schaffen.
Möglichkeiten gibt es viele. Man muss nicht die Gartenromantik der Pilcherfilme
im Fernsehen ansehen, man kann sie im eigenen Garten erleben. Aber Vorsicht,
nicht des Guten zu viel. In den Bau- und Gartenmärkten ist das Angebot für
Materialien, Steine, Pflaster, Mauern, Tisch-, Bank- und Stuhlkombinationen,
Beigaben wie Gartenleuchten und jeglicher Zierrat so vielfältig, dass die Grenze
von einer tollen, dem Umfeld angepassten Gartengestaltung zum Kitschgarten
schnell überschritten ist. Nicht alles, was man kaufen kann, passt in unsere
Gärten.
Mit Sitzflächen im Garten setzt man Akzente, die gleichzeitig die Aufgabe
erfüllen, seinen Garten intensiv bewohnen und nutzen zu können. Der Hauptakteur
des Gartens ist aber die Pflanzenwelt, die wir irgendwann erschaffen, gepflanzt
haben. Sie bildet den Rahmen und bringt Leben in den Garten. Vorsicht ist auch
geboten, den Garten zu sehr zu stylen, ihn wie ein Präsentationszimmer zu
gestalten. Anschauen, aber nicht anfassen. Ein Garten soll leben, er soll eine
gewisse Natürlichkeit ausstrahlen. Er ist ja auch ein Teil der Natur.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Im Sommer im eigenen Garten im Freien zu sitzen, ist ein Vergnügen − vor allem
wenn der Platz schön gestaltet ist. − Foto: Jobst
17.8.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp
Die (Un)gefährlichkeit von Giftpflanzen
In unseren Gärten, in öffentlichen Anlagen, aber vor allem auch in der freien
Natur begegnen wir täglich und auf Schritt und Tritt Pflanzen, die für den
menschlichen Verzehr nicht geeignet sind und zu mehr oder weniger schweren
Vergiftungserscheinungen führen könnten. Im Allgemeinen leben wir damit recht
gut, denken auch nicht daran. Erst wenn Vergiftungen bekannt werden, vor allem
bei Kindern, oder vor bestimmten Giftpflanzen in den Medien gewarnt wird, wächst
die Unsicherheit und Angst.
Beete der Schulkinder und der "Harter Gartenpiraten": Hier lernen die Kinder den richtigen Umgang mit den Pflanzen und mit der Natur. − Foto: Jobst
Neben den Kulturpflanzen, die unseren Speiseplan in jeder Hinsicht bereichern,
gibt es eine Vielzahl von Pflanzen, deren Bestandteile, Blüten, Beeren, Blätter,
Stengeln und Wurzeln für den Menschen giftig sind. Bei wenigen Pflanzen reichen
kleine Mengen aus, die zum Tod führen können. In regelmäßigen Abständen zeigt
das Fernsehen Kriminalfilme, in denen das Mordopfer durch das Gift der Digitalis
(Fingerhut) getötet wurde. Eine Pflanze, die nicht nur in freier Natur vorkommt,
sondern auch in unseren Gärten sich großer Beliebtheit erfreut. Ähnlich
gefährlich sind die Blätter der Herbstzeitlose, die manchmal mit den Blättern
des Bärlauches verwechselt wird. Wir haben in unseren Gärten viele giftige
Pflanzen, wie den Seidelbast, den Rhododendron, den Goldregen, die
Scheinzypresse und die Thujen, die als Formhecke so manche Gärten einfrieden.
Auch Nutzpflanzen können im rohen Zustand dem Menschen schaden, wie die grünen
Bohnen oder die Holunderbeeren. Sie müssen erst verkocht werden, damit sie
genießbar sind.
Einige wenige Pflanzen lösen bei Hautkontakt Vergiftungen, z.B. der Giftefeu,
oder schwere Verbrennungen, wie die Herkulesstaude (Heracleum sphondylum), aus.
Der feine Samen der beifußblättrigen Ambrosia kann bei Allergikern zu
unangenehmen Reaktionen führen.
Amtliche Listen über giftige Pflanzen sollen die Bevölkerung aufklären und für
Planer eine Entscheidungshilfe sein. Allerdings reicht es nicht, alle in der
Liste aufgeführten Pflanzen als giftig zu verurteilen und sie möglichst aus dem
täglichen Leben zu streichen, sondern man sollte bei jeder dieser Pflanzen
genauer hinterfragen, die Höhe der Toxität, Art der Giftigkeit, was ist giftig
und kommt man in Versuchung, diese giftigen Teile zu sich zu nehmen. Das
Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin,
Berlin, hat zusammen mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit, Bonn, im Jahre 2000 eine Liste giftiger Pflanzen erstellt, in
der auch als schwach giftig die verschiedenen Eichen aufgeführt sind.
Im Internet bei Botanikus ist nachzulesen, "dass Eichen in der Rinde, den
Blättern und Eicheln den Wirkstoff Tannin enthalten, aber für Menschen nicht
giftig sind. Allerdings kann zu hoch dosierter Tee aus der Rinde bei
empfindlichen Menschen unter Umständen zu Magenbeschwerden führen". Obwohl bei
der Art der Giftigkeit eine Gefährdung für Menschen eigentlich auszuschließen
ist, hat es dazu geführt, dass in manchen Gemeinden bei der Aufstellung von
Bebauungsplänen die Eiche aus der Liste der Bäume, die gepflanzt werden sollen
und dürfen, herausgenommen wurde. Die Eichen sind eine der ältesten Natur- und
Kulturgüter der Menschen in Mitteleuropa. Bei unseren Vorfahren war die Eiche
heilig, in ihnen wohnten unsere Götter, jetzt wird sie verpönt. Wenn auch auf
dem Speiseplan des Urmenschen das Kauen von Baumrinde stand, Bericht des
Alt-Neuöttinger Anzeigers, wird der moderne Mensch schon aus Ekel oder Angst vor
Beschädigung seiner teuren Zähne diese veraltete Ernährungsmethode kaum
ausprobieren.
Pflanzen jeglicher Art, also auch Giftpflanzen, begleiten uns beim Wandern in
der freien Landschaft, am Badesee und überall in der Natur. So dass es auch
keinen Sinn macht, sie gänzlich aus den Gärten und Siedlungen zu verbannen. Auf
lebensgefährlich giftige Pflanzen und auf Pflanzen, die vor allem mit ihren
giftigen Beeren die Kinder zum Naschen verleiten, sollte man verzichten.
Ansonsten wäre eine umfangreiche Aufklärung der Kinder durch Eltern und Erzieher
über die Genießbarkeit von Pflanzen dauerhaft der sichere Weg. Dies bedeutet
aber, dass sich auch die Erwachsenen mehr mit den Pflanzen, deren Bedürfnisse
und Eigenheiten auseinandersetzen müssten.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
24.08.2012
Cottage- statt Bauerngarten
Die Pilcher-Filme werden vor allem wegen der schönen englischen
Landschaftsaufnahmen, den romantischen Dörfern und den lieblichen Häusern mit
ihren Gärten so gerne gesehen. Aber was macht einen Cottage-Garten so
interessant? Er ist eine Symbiose von fast verschwenderischer Pflanzenverwendung
mit romantischen, meist älteren Häusern.
Der deutsche Bauerngarten ist ein Nutzgarten aus Gemüse, Kräutern,
Beerensträuchern und Obstbäumen, oftmals geometrisch streng gegliedert, von
kreuzförmig angelegten Wegen durchzogen. Die gartenvernarrten Briten haben den
klassischen Bauerngarten zum Cottage-Garten umgewandelt und somit einen
idyllischen Wohngarten mit Nutzwert erschaffen. Sein Erfolgsrezept liegt daran,
dass das Wohnhaus ein Teil des Gartens ist, eingebettet in eine vielfältige
Pflanzenwelt, beschützt durch Bäume und umrandet von Sträuchern und Hecken. Das
Haus selbst wird durch Spaliere, Kletterpflanzen und Blumenschmuck verschönert.
Blumenrabatten, Staudenpflanzungen und Rosenbeete führen zum Haus oder gliedern
den Garten mit Hilfe von Rankgerüsten, Pergolen und Rosenbögen in grüne Räume.
Der Garten wird zum erlebnisreichen Labyrinth, ausgestattet mit
Sitzmöglichkeiten, die je nach Tageszeit dem Gartenbesitzer eine optimale
Erholungspause ermöglichen. Die verwendeten Materialien sind natürlichen
Ursprungs. Gebrannte Ziegel oder ortsübliche Natursteine für Mauern und Treppen,
die durch eine lebende Kleinflora wie Flechten, Moose und niedrige
Polsterstauden Leben erhalten; naturbelassenes Holz für Rankgerüste und
Spaliere, die Patina ansetzen dürfen und dadurch ein malerisches Ambiente
erzeugen.
Man hat das Gefühl, dass im Cottage-Garten die Pflanzen das Sagen haben. Ein
rein sonniger Garten ohne jeglichen Schatten wird nie die Atmosphäre
hervorbringen, wie ein Garten, in dem Licht und Schatten während des Tagelaufes
immer neue Bilder hervorrufen. Der Laubbaum hält sein schützendes Blätterdach
über einen Teil des Gartens. Klein- und Großsträucher, Wild- und Ziersträucher
geben dem Garten seinen Rahmen. Frühjahrsblüher wie Tulpen, Narzissen,
Blausternchen, sommer- und herbstblühende Stauden, wie Lupinen, Fingerhut,
Schafgarbe, Ziertabak, Stockrosen, Rittersporn, Lilien, Lavendel, Salbei, Phlox
und vor allem Rosen bringen Leben und verbreiten zusätzlich betörende Düfte. Die
bunten Blumenrabatten und der Blumenschmuck am Haus sind ein unabdingbarer
Bestandteil. Während Obstbäume in diesem Pflanzengefüge ihren Platz haben, wird
für Salat, Gemüse und Küchenkräuter eine spezielle Nutzecke geschaffen.
Der Cottage-Garten ist ein geplanter Garten, in dem man den Pflanzen das Recht
zuspricht, sich nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entfalten zu dürfen und
sich im natürlichen Umfeld behaupten zu müssen. Gerade das macht ihn so lebendig
und erlebnisreich. Sein Geheimnis ist, dass er nie perfekt wirkt, sondern eher
lässig, leger, aber dies auf höchstem Niveau. Einen Garten in dieser Form zu
haben, bedeutet auch, ihn sich ein wenig selbst zu überlassen. Die
Pflegearbeiten nur auf das Notwendigste zu beschränken. Das gibt uns aber auch
die Zeit, ihn genießen zu können.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Perfektes Beispiel für einen typisch britischen Cottage-Garten: das Lady Anne
Middleton House in York, Nordengland. − Foto: Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 31.08.2012
Symbol der Fruchtbarkeit
Für den Zusammenhalt: In Töging findet jährlich ein Nussbaumfest statt, um den Kontakt zwischen den Siedlungsbewohnern zu fördern. − Foto: Jobst
Die Walnuss genießt seit alters her in Bayern ein hohes landeskulturelles
Ansehen und wird sowohl aus wirtschaftlichen als auch ästhetischen Gründen
geschätzt. Kein anderer Baum hatte in der Mythologie unserer Vorfahren diesen
hohen Stellenwert. Wenn es auch den Römern zugeschrieben wird, dass sie die
Walnuss aus Griechenland nach Deutschland brachten, so wurde sie doch, laut
Ausgrabungsfunden in süddeutschen Pfahlbauten, hier schon viel früher
kultiviert. Seit über 9000 Jahren wird die Walnuss als Nahrungsmittel genutzt.
Die Echte Walnuss (Juglans regia) ist ein mittelgroßer sommergrüner Baum, der
eine Höhe von etwa 15 bis 25 Meter und ein Alter weit über 150 Jahren, je nach
Standort, erreichen kann. Der Baum benötigt ausreichend Standraum, um seine
Krone gesund und artgerecht entwickeln zu können. Er bevorzugt lockeren,
humusreichen und tiefgründigen Boden mit ausreichender Feuchtigkeit. Der
erwünschte pH-Wert soll im Bereich von schwach sauer bis schwach alkalisch (pH
6,5 bis 7,5) liegen, was für viele unserer Böden zutrifft. Nussbäume beginnen
mit einem Alter von 10 bis 20 Jahren zu tragen, wobei ein erwachsener,
großkroniger Baum bis zu 150 Kilo Nüsse pro Ernte hervorbringen kann.
Zum einen verrotten die Blätter wegen des hohen Gerbstoffanteiles nur sehr
langsam, zum anderen gibt der Baum über seine Wurzeln Hemmstoffe ab, die einen
Bewuchs unter seiner Krone erschweren, aber auch lästige Insekten fern halten.
Deshalb ist der Platz unter einem Walnussbaum ein idealer Schattensitzplatz, an
dem störende Insekten kaum zu finden sind.
Die wirtschaftliche Bedeutung wurde immer schon hoch eingeschätzt. Die
Walnusskerne mit einem Fettanteil von circa 50 Prozent, rund 15 Prozent Eiweiß
und etwa 20 Prozent Kohlenhydrate werden nicht nur roh verzehrt, sondern auch
zum Backen und Kochen verwendet, zum Schnaps-Brennen, Likör-Ansetzen und fürs
Speiseeis. Gerade unter dem Weihnachtsbaum dürfen sie nicht fehlen.
Mittlerweile werden Walnüsse in großen Plantagen angebaut, wobei in Kalifornien
jährlich etwa 300 000 Tonnen geerntet werden, zwei Drittel der Weltproduktion.
Extrakte aus der Walnuss werden auch heute noch in der Naturheilkunde verwendet.
Sie sollen eine antiseptische, wurmtreibende und blutreinigende Wirkung haben.
Die Extrakte werden auch zum Färben von Haaren, Textilien oder das Extrakt aus
der Nussbaumrinde als Beizmittel für Holz verwendet. Das Holz spielt je nach
Modetrend in der Möbelindustrie, aber auch beim Innenausbau, für Täfelungen und
Parkett eine große Rolle.
Unbedingt vor Frost schützen
Bei der Pflanzung von Walnussbäumen sollte man unbedingt auf Ballen- oder
Containerware zurückgreifen. Wegen der Frostempfindlichkeit, vor allem in jungen
Jahren, ist eine Frühjahrspflanzung zu bevorzugen. Der Stamm ist durch
Umwicklung mit einem Jutetuch zu schützen und Baumpfähle sollten einige Jahre
die Standfestigkeit des Baumes unterstützen. Verschiedene Sorten, wie "Esterhazei
II", "Auslese Nr. 120", "Jupiter", "Milotai 10", "Ockerwitzer Lange" oder
"Weinsberg 1", gewähren eine Verwendung auf verschiedenen Standorten. Nüsse
gelten in der Mythologie als Symbol für Fruchtbarkeit und haben somit im
Volksglauben eine große Rolle gespielt. Eine gute Nussernte im Herbst wurde als
Zeichen gedeutet, dass im kommenden Jahr viele Buben geboren werden. In
Oberösterreich warfen heiratsfähige Mädchen Stöcke in die Krone. Blieb der Stock
in der Krone hängen, heiratete die Werferin noch im selben Jahr. An den
Bauernhöfen pflanzte man gerne die Walnuss in der Nähe von Misthaufen, damit die
Fliegen und Insekten vertrieben wurden. Einem römischen Hochzeitsbrauch zufolge
warf der Bräutigam Walnüsse unter die Gäste. Ergaben diese beim Aufprall einen
hellen Klang, konnte man eine glückliche Ehe erwarten.
In einer Siedlung in Töging lädt ein Walnussbaum, der auf der Grenze zweier
Wohngrundstücke steht, alljährlich die Nachbarschaft zu einem Nussbaumfest ein.
In seinem Schatten treffen sich zwanglos die Nachbarn, bringen ihr Essen und die
Getränke selber mit, es wird gegrillt, Neuigkeiten erzählt und Meinungen
ausgetauscht. Dies fördert den Zusammenhalt und das gegenseitige Verständnis
füreinander. Der Nussbaum als Treffpunkt gemeinsamer Kommunikation.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
GRÜNER DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
07.09.2012
Wachsende Beliebtheit
Popularität der Pfirsiche nimmt zu
In China ist der Pfirsich seit 4000 Jahren bekannt und gilt dort als Symbol der
Unsterblichkeit. Vor mehr als tausend Jahren wurde der Pfirsich im
Mittelmeerraum eingebürgert. Wegen seines saftigen, wohlschmeckenden und
erfrischenden Fruchtfleisches nimmt der Anbau in Europa seit Jahrzehnten zu.
Auch in den Gärten behauptet der Pfirsich immer mehr seinen Platz, am liebsten
als Spalierbaum an einer windgeschützten Südseite des Hauses. Obwohl der
Pfirsich nicht zum heimischen Obst zählt, bereichert er die Vielfalt unserer
Gärten und trägt als Wandspalier zu einer positiven Grüngestaltung bei.
Der Pfirsich bevorzugt leichte, sandhaltige Humusböden mit begrenztem
Kalkgehalt mit einem ph-Wert von rund 7,0. Die Klimaansprüche sind hoch und er
verlangt viel Wärme. Er ist ein Baum, der bis zu acht Meter hoch werden kann und
durch seine Zweige auffällt, die auf der Sonnenseite rot sind. An den geraden
Langtrieben sitzen schmale, lanzettlich aussehende Laubblätter.
Pfirsichbäume verkahlen leicht von innen heraus. Sie brauchen somit einen
regelmäßigen Rückschnitt, um möglichst lang im Ertragsstadium zu bleiben. Die
Blütezeit beginnt bei manchen frühen Sorten und warmen Standorten bereits Ende
März bis in den April hinein. Dadurch ist die Blüte durch Spätfröste gefährdet.
Weinbauklima ist für den Anbau von Pfirsichen optimal. Die Steinfrucht ist meist
kugelig und hat eine Längsfurche. Das saftige und aromatische Fruchtfleisch wird
von einer dicken, glatten, meist von einer samtigen Behaarung bedeckten Schale
umgeben.
In erster Linie wird der Pfirsich für den Frischmarkt angebaut. Allerdings
müssen die empfindlichen Früchte im harten Zustand geerntet werden, damit sie
den Transport unbeschädigt überstehen. Leider reifen die Früchte nicht
vollkommen nach, wodurch das Pfirsicharoma nicht so stark ausgeprägt ist.
Aromatische und saftreife Pfirsiche lassen sich eigentlich nur im eigenen Garten
ernten.
Extreme Winterfröste, die länger anhalten, schädigen das Wurzelwerk und den
Baum. Normale Winterfröste an windgeschützten Lagen halten verschiedene
Pfirsichsorten aber leicht aus.
Eine der bekanntesten Sorten ist Redhaven, ein später Pfirsich mit einer
mittelgroßen bis großen, purpurfarbenen Frucht. Das Fruchtfleisch ist zart und
saftig, mit einer frischen Säure, wohlschmeckend und gut steinlösend. Andere
Sorten, die verwendet werden können, sind Große Mignonne, Kernechter vom
Vorgebirge, Mayflower, Proskauer, Rekord aus Alfter, Sieger, South Haven und
Starking Delicious. Die meisten Sorten sind selbstfruchtbar. Sie werden durch
Wind und Insekten ausreichend befruchtet. Die Nektarine ist eine Mutation des
Pfirsichs mit glatter Haut.
Obwohl der Pfirsich wegen seiner klimatischen Bedürfnisse und seiner Herkunft
nicht zu den heimischen Obstarten zählt, kann man ihn bei entsprechenden
Bodenverhältnissen und an sonnigen, windgeschützten Mauern problemlos in unserer
Gegend pflanzen. Freistehende Pfirsichbäume haben durch Wind und Frost
schlechtere Bedingungen. Die Pfirsiche als Spaliere teilen sich Mauern und Wände
mit anderen empfindlicheren Obstarten wie Aprikose, Süß- und Sauerkirsche, Birne
und Kiwi.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Besonders die Sorte Redhaven eignet sich für den Anbau in mitteleuropäischen
Lagen. − Foto: Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
14.09.2012
Herbstblühende Stauden verlängern den Sommer
Altweibersommer – die ersten Laubgehölze beginnen sich zu verfärben. Vom
Kirschbaum fallen schon die ersten Blätter. Das Laub des wilden Weines fängt an,
sich gelb zu verfärben, um bald als purpurrotes Blatt abzufallen und die dritte
Jahreszeit einzuläuten. Der Herbst ist aber nicht nur durch die Vielfältigkeit
der Blattverfärbungen so bunt, sondern viele Stauden in unseren Gärten beginnen
jetzt erst zu blühen. Sie sind dafür verantwortlich, dass unsere Gärten
möglichst lang attraktiv wirken. Während die Rosen nur noch vereinzelt Blüten
hervorbringen, Rittersporn und Taglilien schon längst verblüht sind, erstrahlen
Herbstastern, Margeriten und Chrysanthemen in voller Pracht und erfreuen uns mit
üppigen Blüten in den verschiedensten Farben.
Um auch im Herbst einen farbenfrohen Garten zu bekommen, pflanzt man
Prachtspiere, Purpurglöckchen, Erika und Azaleen, Mädchenauge, Phlox, Astern,
Fackellilien und Stauden-Sonnenblumen. Die schräge Sonneneinstrahlung taucht vor
allem Ziergräser, wie das Lampenputzergras, die Waldschmiele, das Chinaschilf
und das Pfeifengras in ein magisches Licht, was ausdrucksvoll die herbstliche
Stimmung widerspiegelt. Ähnlich ist es mit den roten Blättern von Bergenien und
der orangefarbenen Gold-Wolfsmilch, die erst durch das Herbstlicht besonders
leuchten.
Aber auch Blumenzwiebeln können im Herbst den Gartenbesitzer durch ihre Blüten
erfreuen. Herbstblühende Krokusse sind selbst durch erste Herbstfröste nicht
gefährdet. Sie sind robuster, als sie aussehen. Und es sprießen große, lila
Blütenkelche aus der Erde, die so genannten Herbstzeitlosen. Aber Vorsicht! Ihre
Blätter, die im nächsten Frühjahr wachsen, sind hochgiftig und leicht mit
Bärlauch zu verwechseln. Kleine Mengen des Herbstzeitlosenblattes in einer
Speise können tödliche Folgen haben.
Herbstblühende Stauden kann man wie alle anderen Stauden fast das ganze Jahr
hindurch pflanzen, solange kein Bodenfrost ist. Herbstblühende Stauden sollte
man jedoch nie im Vordergrund eines Staudenbeetes platzieren, sondern hinter den
Sommerblüher vor den Sträuchern. Da sie erst spät treiben, würden sie im
Vordergrund eines Beetes zu große Kahlflächen hinterlassen.
Fast alle Stauden sind im Spätherbst zurückzuschneiden. Pilzbefallene Blätter
sollte man nicht im eigenen Kompost entsorgen, da bei der geringen Größe des
Gartenkompostes zu wenig Wärme freigesetzt wird. Nur in Kompostieranlagen wird
eine Wärme von mehr als 70 Grad Celsius erreicht, in der die Pilzsporen keine
Überlebenschancen haben. Der Rückschnitt von Gräsern erfolgt erst im zeitigen
Frühjahr.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Dahlien sind klassische Herbstblüher. − Foto: Jobst
21.9.2012
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentliche
Gartentipp | 21.09.2012
Alle Wege führen in den Garten
Im eigenen Garten will man vor allem die Natur erleben, deshalb haben die
Pflanzen auch Vorrang. Trotzdem wird man ohne Befestigung von Flächen nicht
auskommen. Dazu zählt die Garagenzufahrt, der Zugang zum Haus, die Terrasse und
je nach Nutzung die Gartenwege. Bei der Planung von Gartenwegen braucht man das
nötige Gespür für Funktion, Dimensionierung, Material und Verlauf. Schnell ist
durch einen falsch angelegten Weg die Gestaltung eines Gartens zerstört − was
man häufig an zu breiten Garagenzufahrten bei Wohnhäusern erkennen kann.
Zufahrten, die breiter als die zum Grundstück führenden Straßen sind, wirken
kahl, nüchtern und keinesfalls einladend. Ähnlich kann der Gartenweg den
gesamten Garten beeinflussen.
Wege sind Zweckeinrichtungen und sollten einerseits funktionsgerecht,
andererseits gliedernd und gestaltend angelegt werden. Sie sind begehbare
Verbindungen zwischen dem Wohnhaus und den wichtigsten Punkten, die man häufig
aufsucht. Die Breite von Gartenwegen richtet sich nach deren Benutzung.
Hauptwege, die ein Nebeneinandergehen gestatten, sollten etwa 120 Zentimeter,
Nebenwege 60 bis 80 Zentimeter und funktionsgerechte Eingangswege mindestens 180
Zentimeter breit sein. Selten genutzte Verbindungen können auch aus einzelnen
Trittplatten bestehen. Wege direkt an Hausmauern haben ausgedient. Sie sind
unpraktisch und vor allem mit Kinderwagen oder Schubkarren wegen der Enge
schlecht zu befahren. Richtungswechsel sollte durch Kurven, nicht rechtwinkelig
stattfinden. Kein Mensch geht wie der Soldat im Gleichschritt rechts um. Bevor
man einen Weg anlegt, ist es sinnvoll, einige Zeit zu beobachten, wie man durch
den Garten geht. Instinktiv sucht man sich den bequemsten Pfad, den man auch
ohne sichtbaren Weg immer wieder geht. Und genau der ist der optimale
Wegeverlauf.
Jeder Weg beeinflusst die Wirkung eines Gartens. Er ist eine Zweckeinrichtung
und sollte nicht der Mittelpunkt des Gartens sein. Eine gute Lösung ist immer,
wenn er sich an eine Bepflanzung anschmiegt und diese von der Rasenfläche
abtrennt. Damit übernimmt er auch noch die Funktion einer Mähkante, die er nur
erfüllen kann, wenn keine störenden Leistensteine das Darübermähen verhindern.
Gerade das Material ist auch sehr wichtig für die Nutzung und für das Aussehen
der Wege.
Generell unterscheidet man zwischen Natur- und Kunststeinmaterial. Je
geradliniger ein Wegeverlauf ist, desto größer können die einzelnen Steine oder
Platten sein. Je geschwungener ein Weg verläuft, desto kleinflächiger muss das
Material sein, damit man es elegant um die Kurven ziehen kann. Bei Belägen mit
sandgefüllten Fugen kann ein Großteil des Niederschlagswassers an Ort und Stelle
versickern. Diese Fugen vermoosen je nach Beschattung auch, was aber die Härte
eines Weges vermindert. Gerne werden auch mehrere Materialen miteinander
vermischt, z. B. Betonsteinbelag für die Wegefläche, eingerahmt mit beidseitigen
Einzeiler aus Granit-Kleinsteinpflaster. Aber bitte Vorsicht, die verschiedenen
Belagarten müssen harmonieren und ein ruhiges Bild ergeben. Manchmal wird des
Guten zuviel getan, und die Wege und Plätze wirken durch die Vielfalt wie eine
Materialausstellung. Weniger wichtige Wege, wie z.B. im Gemüsegarten können auch
aus Holz oder Rindenmulch errichtet sein.
Gerade bei der Errichtung von Terrassen spielt der Belag eine große Rolle,
pflegeleicht muss er sein. Damit meinen die meisten Gartenbesitzer das Säubern
mit Wasser, Putzlumpen und Wischer. Je feiner die Oberfläche eines Belages ist,
gesägt oder poliert, desto einfacher kann man ihn wischen. Je gröber die
Oberfläche ist, gebrochen, behauen oder einfache Betonsteine, desto mehr kann
man ihn nur abkehren. Je feiner das Material, desto eher sieht man aber auch den
Schmutz, ja jeden Fußabdruck, nachdem man über das nasse Gras gegangen ist, und
man muss laufend reinigen. Pflegeleicht heißt nicht, dass man weniger Arbeit mit
der Pflege hat. Falsch ist auch das Reinigen von Pflasterflächen mit Fugen mit
dem Hochdruckreiniger. Dadurch wird nicht nur der Oberflächen-schmutz entfernt,
sondern auch das Fugenmaterial, was zum Wackeln der Steine führt.
Wege und Platzflächen sind wichtig für unsere Gärten. Sie sind funktionell und
gestalten. Aber da unsere Gartenflächen immer kleiner werden, ist bei der
Planung darauf zu achten, dass die Wege für den Garten nicht überdimensioniert
werden und damit eine gute Gartengestaltung verhindern. Dominieren sollten die
Pflanzen, die Bäume, Sträucher und Stauden, die Wohnlichkeit in unsere Gärten
bringen.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Wege gliedern den Garten, wobei auf die richtige Anlage und Dimensionierung zu
achten ist. − F.: Jobst
22.09.2012
"Kein besonderes Obstjahr"
Frost hatte zum Teil Bäume geschädigt − Saftpressen trotzdem in Betrieb
Altötting/Kastl. "Kein besonderes Obstjahr" sei 2012 gewesen, sagt Clemens
Jobst. Er ist Sachgebietsleiter in der Abteilung Landschaftspflege des
Landratsamts Altötting. Dabei verweist er auf einen Obstlehrgarten, den der
Landkreis 1990 im Sportgelände des König-Karlmann-Gymnasiums angelegt hatte.
Dort stehen 50 Obstbäume, die Mehrheit davon verschiedene Apfelsorten. Bei
manchen sei der Ertrag in diesem Jahr ganz gut, bei anderen überhaupt nicht.
Insgesamt gebe es jedoch wenig qualitativ gutes, lagerfähiges Obst.
Dafür nennt Jobst eine Reihe von Gründen: Zum einen habe ein regenarmer Herbst
2011 die Bäume ausgetrocknet, als sie dann im Frühjahr begonnen hätten Wasser zu
ziehen, habe es noch einmal drei Wochen Frost gegeben. Dies habe die bereits mit
Wasser gefüllten Leitungsbahnen einiger Bäume geschädigt. Der April sei dann
wieder zu trocken gewesen. Dazu kämen dann noch Schädlinge wie der in diesem
Jahr sehr aktive Apfelwickler. Andererseits sei es ein Vorteil gewesen, dass es
nur wenige Wespen gegeben habe, die Früchte anstechen und so der Fäulnis
preisgeben hätten können.
Gottfried Mitterer, Vorstand des Gartenbauvereins Kastl, teilt die Einschätzung
des Landratsamts. "Dieses Jahr haben wir eher niedrigen Ertrag", sagt er. Sein
Verein bietet seit achtem September wieder jeden Samstag die Möglichkeit, Obst
in der Mostpresse zu Saft zu verarbeiten und anschließend bei 78 Grad
pasteurisieren zu lassen. Dadurch wird der Saft bis zu mehrere Jahre lang
haltbar gemacht. "Nach zwei Jahren schmeckt er noch wie frisch", so Mitterer.
Gepresst wird nach vorheriger Anmeldung ab neun Uhr am Bauhof der Gemeinde Kastl.
Bis kurz vor Allerheiligen wird die Mostpresse noch in Betrieb sein. "Letztes
Jahr hätten wir auch drei- oder viermal in der Woche pressen können", erzählt
Mitterer. So groß sei die Nachfrage gewesen. 2011 war ein ertragreiches
Obstjahr. Heuer sei es hingegen "noch relativ ruhig." Der Betrieb ist allerdings
erst angelaufen.
− tom
Die Mostpresse wird noch bis kurz vor Allerheiligen in Betrieb sein, damit
frischer Apfelsaft aus Streuobst gepresst werden kann. − Foto: Mitterer
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp | 28.09.2012
Eine kleine Apfelschau
Eigenes Obst im Garten ernten wollen mittlerweile die meisten Gartenbesitzer.
Die Frage aber, welche Obstarten und vor allem Obstsorten sich für unseren
Bereich eignen, scheint bei dem Angebot in den Baumschulen, Gartencentern und
Baumärkten fast unlösbar. Einer Schätzung nach gibt es weltweit an die 30 000
Apfelsorten, davon alleine in Deutschland 2000.
Der Apfel ist wahrscheinlich die geschichtsträchtigste Frucht. Die christliche
Menschengeschichte beginnt mit der Vertreibung von Adam und Eva aus dem
Paradies, weil sie vom verbotenen Baum der Erkenntnis gegessen haben, vom
Apfelbaum. In vielen Kulturen steht der Apfel als Symbol für Liebe,
Fruchtbarkeit, Erkenntnis, Leben und Erde. Im Römischen Reich Deutscher Nation
bildete er als Weltkugel mit aufgesetztem Kreuz den Reichsapfel, der zusammen
mit Zepter und Krone das Zeichen der politischen Macht war.
Vor dem Kauf eines Obstbaumes sollte man sich nicht nur auf eine Obstart und
auf die Sorte entschieden haben, sondern auch auf eine Baumgröße. Während sich
im Haus- und Kleingarten wegen der geringen Grundstücksgrößen immer mehr kleine
Baumformen durchsetzten, wird an den Bauernhöfen wegen des Einsatzes von großen
Maschinen und der Eingrünung großer Gebäude der Hochstamm verwendet. Ein
weiteres Kriterium beim Gartler ist das Alter der Sorte. Immer noch werden im
Unterbewusstsein alte Sorten bevorzugt und neuere Sorten abgelehnt, was mehr auf
nostalgische Gründe zurückzuführen ist, als auf Sortenkenntnis. Einige der
neueren Sorten haben eine gewisse Resistenz gegenüber Pilzkrankheiten, was den
Einsatz von Pflanzenschutzmittel verringert oder sogar verhindert. Entscheidend
bei der Wahl sind robuste, dem Klima und Standort angepasste Sorten, möglichst
widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten und Schädlingsbefall, gleichbleibende
Erträge und vor allem geschmacklich den eigenen Bedürfnissen entgegenkommend.
Vor allem bei den Äpfeln spielt die Erntezeit, Lagerfähigkeit und Art der
Verarbeitung auch noch eine entscheidende Rolle.
Der wohl bekannteste Frühapfel dürfte der Weiße Klarapfel sein, der innerhalb
von zwei Wochen nach der Ernte gegessen oder verarbeitet sein muss. Ein Apfel,
der gerade deshalb geschätzt wird, weil er frisch vom Baum direkt in den Mund am
besten schmeckt. Ihm folgen die Sommer- und Herbstäpfel wie der Gravensteiner
mit seinem saftigen, harmonisch süßweinsäuerlichen Fruchtfleisch, das ein
einzigartiges edles Apfelaroma hat. Dazu zählen u.a. auch Croncels, Discovery,
Alkmene, Jakob Fischer und Jakob Lebel, die nach Lagerfähigkeit und Erntezeit
von August bis Anfang Januar ihre Genussreife behalten.
Eine der wichtigsten Apfeleigenschaft für den Gartenbesitzer ist die lange
Lagerfähigkeit, die allerdings durch die Lagermöglichkeit stark beeinflusst
wird. Kühl aber frostfrei mit einer gewissen Luftfeuchtigkeit sollte es sein.
Dann kann man bestimmte Winteräpfel wie Schöner von Boskoop, Rheinischer
Bohnapfel, Idared, Schweizer Glockenapfel, Winterrambur oder Gloster bis weit in
das Frühjahr des nächsten Jahres lagern.
Empfehlenswerte alte Apfelsorten: Alkmene, Berlepsch, Berner Rosenapfel,
Brettacher, Champagner Renette, Danziger Kant, Elstar, Fromms Goldrenette,
Gewürzluiken, Gloster, Goldparmäne, Gravensteiner, Jakob Fischer, Jakob Lebel,
Jonathan, Kaiser Wilhelm, Klarapfel, Lanes Prinz Albert, Landsberger Renette,
Maunzenapfel, Melrose, Oldenburg, Ontario, Rheinischer Bohnapfel, Roter Boskoop,
Roter Eiserapfel, Schöner von Herrenhut, Schöner von Nordhausen, Schweizer
Glockenapfel, Schweizer Orangenapfel, Wiltshire, Winterrambur, Zabergäurenette.
Empfehlenswerte resistente Apfelsorten-Neuheiten: Jonagold, Piros, Pilot,
Reanda, Reglindis, Resi, Rewena, Rubinola, Topaz.
Die Sortenlisten haben natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie
enthalten nur die im Landkreis Altötting gängigsten Apfelsorten. In der nächsten
Ausgabe des "Grünen Daumens" werden empfehlenswerte Birnen-, Kirschen-,
Pflaumen- und Zwetschgensorten behandelt.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Obstausstellung im Landratsamt: Bei so vielen Sorten wird die Wahl zur Qual.
− Foto: Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
12.10.2012
Den Rasen winterfest machen
Die Rasenflächen in unseren Gärten haben eine besondere Bedeutung. Sie dienen
zum Spielen und Rumtollen für unsere Kinder und Enkelkinder, zum Relaxen oder
aber auch nur zur Raumgestaltung. Sie sind die Freiflächen, die wir vielseitig
nutzen können. Umso mehr benötigen sie auch unsere Aufmerksamkeit während der
Vegetationsperiode. Es wird gemäht, gedüngt, gewässert und vertikutiert. Sorgen
bereiten uns oftmals unerwünschte Wildkräuter und vor allem Schädlinge wie
Wühlmäuse und Engerlinge und die verschiedenen Pilzkrankheiten. Nachdem wir und
unser Rasen die Sommermonate gut überstanden haben, müssen wir, bevor der Garten
in den Winterschlaf geht, den Rasen dafür fit machen.
Morgens haben wir teilweise, vor allem im Inntal, mehr oder weniger starken
Nebel und oftmals tut sich die Sonne schwer, den Nebel aufzureißen und die Luft
zu erwärmen. Es ist die Zeit, die den Menschen und die Natur auf den Winter
vorbereitet. Wir ahnen, was auf uns und auf unseren Garten zukommt. Starke
Temperaturschwankungen, Reif und Frost, viel Wasser und Schnee, schwerer,
angetauter Schnee im zeitigen Frühjahr und Spätfröste, die das Tauwasser im
Wurzelbereich wieder gefrieren lassen. Dies alles müssen die zarten Gräser des
Rasens aushalten. Damit sie es unbeschadet überstehen, sollten wir den Rasen auf
die Wintermonate vorbereiten, wozu drei Schritte notwendig sind.
Schritt eins wäre das Mähen. Solange der Rasen wächst, soll auch gemäht werden,
was je nach Witterung bis Ende November sein kann. Mähen sollte man bei schönem
Wetter, möglichst am späten Nachmittag, wenn die Rasenfläche vom Morgennebel
abgetrocknet ist. Eine optimale Grashalmlänge beträgt zwischen vier und sechs
Zentimeter.
Zusätzlich zum Rasenschnitt wäre ein Vertikutieren im Oktober noch eine Wohltat
für den Rasen. Beim Vertikutieren wird der Rasenfilz, der im Laufe des Jahres
durch liegengebliebenes Mähgut entsteht, sowie Moose und kleine Unkräuter
entfernt. Der Rasen wird belüftet. Wer keinen eigenen Vertikutierer hat, kann
sich diesen bei den meisten örtlichen Gartenbauvereinen gegen ein geringes
Entgelt ausleihen. Kahlstellen kann man mit einer speziellen Rasensamenmischung,
sogenannten Regenerationsmischungen, nachsähen, einrechen und festdrücken.
Nachsaaten sind im Oktober noch möglich. Bei späteren Nachsaaten können die
jungen Wurzeln bei starken Frösten abreißen.
Der dritte Schritt wäre die Herbstdüngung, die dafür sorgt, dass die
Rasengräser gestärkt über den Winter kommen und im Frühjahr zeitig eine
sattgrüne Farbe haben und schnell und kräftig austreiben. Allerdings darf man
nicht den normalen Rasendünger verwenden, dessen hoher Stickstoffanteil den
Rasen zu nochmaligem Wachstum anregen würde. Für die Düngung im Oktober, bei
mildem Herbst bis Mitte November, gibt es spezielle Rasen-Herbstdünger mit wenig
Stickstoff, aber hohem Kalianteil, der die Rasengräser robust und
widerstandsfähig macht. Ist der Rasen bei der Düngung bereits feucht, ist es
ratsam, leicht zu wässern, damit die Düngekörner von den Rasenhalmen gewaschen
werden.
Eine gute Rasenpflege im Herbst bereitet die Gräser nicht nur auf einen
strengen Winter vor, damit sie diese Zeit unbeschadet überstehen, sondern es ist
gleichzeitig ein optimaler Start in den Frühling. Wichtig ist sie für alle
Rasenflächen, die durch Spiel und Spaß stark belastet werden. Vergessen wir auch
nicht, das Falllaub vor dem Winter auf den Rasenflächen zu entfernen. Unter dem
nassen Laub würde über die Winterzeit ein Mikroklima entstehen, das die
Verbreitung von Pilzkrankheiten fördert. Während andere Rasenflächen im Frühjahr
gelb und unansehnlich sind, zeigen sich Rasenflächen mit entsprechender
Herbstpflege bereits in ihrem schönsten Kleid. Gepflegte und gestärkte
Rasenflächen sind auch widerstandsfähiger gegen Schneeschimmel, sie sind einfach
gesünder.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkulturund Landespflege
So lange der Rasen wächst, sollte er auch regelmäßig gemäht werden. − Foto:
Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
19.10.2012
Hecken − Sichtschutz und Eingrünung
Im Herbst wollen wieder viele Gartenbesitzer ihre Gärten begrünen. Das
Hauptmerkmal liegt bei der Eingrünung eines Grundstückes, es geht um die Hecke.
Hecken gehören zu den wichtigsten Gestaltungselementen und haben eine Menge
Funktionen inne. Sie grenzen die Grundstücke ab, schaffen Privatsphäre, bilden
Räume, dämpfen den Lärm und schützen vor Staub und Wind. Zudem prägen sie die
Optik einer Siedlung und bringen Natur in den Lebensraum des Menschen.
Dem Gartenbesitzer stehen drei Heckenstrukturen zur Verfügung. Die
strenggeschnittene Formhecke wird vor allem wegen ihres geringen Platzbedarfs
und der einfachen Erstellung verwendet. Ob Liguster, Berberitze, Buchs,
Hainbuche, Thuja, Zypressen oder neuerdings Kirschlorbeeren − hier weiß man,
dass man pro laufenden Meter eine bestimmte Anzahl Pflanzen benötigt, die in
einer Reihe mit gleichem Abstand gepflanzt werden müssen.
Die Formhecke entstammt aus dem Barockgarten, wo sie kurz gehalten als
Einfassung und Unterteilung bei Pflanzenornamenten oder hochgewachsen als
Irrgarten verwendet wurde. In modernen Gärten ist sie dort geeignet, wo Wind-
und Sichtschutz bei engem Raum gewünscht wird. Wegen des notwendigen
regelmäßigen Schnitts, möglichst zweimal im Jahr, ist sie pflegeaufwendiger als
freiwachsende Hecken. Man sollte auch bedenken, dass sie wegen ihres
Mauercharakters streng und manchmal abweisend wirkt und für eine naturnahe
Gartengestaltung wenig geeignet ist. Sie lässt den Garten kleiner wirken.
Gestalterisch wertvoll für Wohnsiedlungen sind freiwachsende Hecken aus Blüten-
und Ziersträuchern. Die Vielfalt an Blütengehölzen ermöglicht eine individuelle
Gestaltung. Höhe, Breite und Dichte sind variabel. Durch das Farbenspiel werden
interessante Räume geschaffen. Nachweislich wird in Siedlungsstraßen mit
natürlichen Heckenstrukturen langsamer gefahren als in Siedlungsstraßen, die von
Formhecken gesäumt sind. Zusätzlich ist der Pflegeaufwand geringer. Ein
Pflegeschnitt im Zeitraum von vier bis sechs Jahren ist in der Regel
ausreichend. Außerdem bilden freiwachsende Hecken Lebensräume für viele
Tierarten. Sie bewirken durch ihre unterschiedliche Höhe, Breite und Farbgebung
auch, dass kleine Gärten optisch viel größer wirken.
Lässt es der Platz zu, kann man durch Einbringen von Wildgehölzen den
ökologischen Wert steigern und die Hecken noch abwechslungsreicher gestalten.
Manche Gartenbesitzer tun sich allerdings etwas schwer, die verschiedenen
Gehölze wie Spiraea, Forsythie, Jasmin, Weigelien, Hartriegel, Felsenbirne,
Strauchrosen, Kolkwitzia, Deutzie, Zierjohannisbeerstrauch, Scheinquitte
sinnvoll aneinander zu reihen.
Freiwachsende Hecken haben auch den Vorteil, dass bei Ausfall einzelner
Pflanzen die Lücke schnell durch Nachpflanzung wieder geschlossen werden kann.
Wildgehölzhecken brauchen viel Platz und sind vor allem für den Ortsrand
geeignet. Mit einer Hecke aus Haselnuss, Schneeball, Heckenkirsche, Feldahorn,
Eberesche, Weiden, Wildrosen, Schlehe, Hartriegel und Kornelkirsche schafft man
einen natürlichen und fließenden Übergang zur freien Landschaft.
Damit man mit einer Hecke entlang der Grundstücksgrenze lange Freude hat,
sollte man vor der Pflanzung darauf achten, dass der erforderliche Grenzabstand
eingehalten wird, welchen Lebensraum oder Platz das einzelne Gehölz braucht und
welchen Pflegeaufwand die jeweilige Heckenstruktur benötigt.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Gut gestaltete Hecken ermöglichen auch Sitzplätze an der Grundstücksgrenze.
− Foto: Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
26.10.2012
Schutz für die letzte Ruhestätte
Kommende Woche gedenken wir wieder unserer Toten. Aus diesem Grund werden die
Gräber vor Allerheiligen hergerichtet. Vielleicht ist dies auch ein Anlass, sich
Gedanken über den letzten Garten zu machen, den wir auf Erden besuchen, den
Friedhof. Ursprünglich an der Kirche oder außerhalb des Dorfes angesiedelt haben
Friedhöfe mittlerweile auch Aufgaben der Ortsdurchgrünung und der
Erholungsflächen übernommen.
Wald- und Parkfriedhöfe dienen der geistigen und körperlichen Erholung. Während
viele Menschen hier einen Ort der inneren Einkehr oder auch die für
Stressbewältigung nötige Stille finden, haben andere an ihrem Grab einen kleinen
Garten, den sie hegen und pflegen.
Es entsteht manchmal ein richtiger Wettbewerb. Fallendes Laub von Bäumen,
Vermoosung der Gräber und Patinabildung auf den Grabmälern durch Schattenwurf
geben oft Anlass zu Beschwerden, nicht darüber nachdenkend, dass nicht das
einzelne Grab, sondern der Friedhof als Ganzes betrachtet werden soll.
Der 1. November ist meist ein Tag, an dem selbst bei Sonnenschein die
Temperaturen gering sind und die restlichen Blätter, die noch an den Bäumen
hängen, herunterfallen. Dies ist für manchen von uns ärgerlich und so wird vor
dem Kirchgang das Grab noch mal von den Blättern gesäubert. Bedenken wir doch,
dass wir nirgends dem Vergänglichen so nahe stehen wie auf dem Friedhof. Jahr
für Jahr erleben wir den Allerheiligentag, bis für jeden sein eigener Herbst
kommt. So betrachtet ist das Erleben der Jahreszeiten vor allem auf dem Friedhof
eine tiefgehende Erfahrung. Zurückhaltung in der Gestaltung hat oftmals eine
beruhigendere Wirkung als übertriebenes Styling. Denken wir an die mystische
Wirkung vor- und frühchristlicher Kultstätten wie Stonehenge in Südengland,
mittelalterliche Klosteranlagen in Irland und die naturgeprägten Bergfriedhöfe
im Alpenraum. Eindrucksvoll und gleichzeitig deprimierend sind vor allem
Soldatenfriedhöfe, die durch ihre Einheitlichkeit an den Wahnsinn von Kriegen
erinnern. Mancher Friedhof ist auf Grund seiner Ausstrahlung, seiner
Beschaulichkeit, seiner Geschichte oder seiner Ästhetik zu einer
Touristenattraktion geworden.
Buntes Herbstlaub erinnert uns an Ruhe, Beschaulichkeit und Romantik. Es
bedeckt als Mantel der Geborgenheit unsere Gärten und die Gräber unserer
Verstorbenen und schützt somit die letzte Ruhestätte.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Es muss nicht immer picobello sauber sein. Verwelkendes Laub etwa kann Gräbern
einen stimmungsvollen Rahmen geben. − Foto: Jobst
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
01.11.2012
Zu warm im Wintergarten
Der Wintergarten hat seinen Ursprung in England, wo man im 18. Jahrhundert
luxuriöse Konstruktionen aus Glas und Stahl an die Häuser anbrachte. Er diente
zur Überwinterung und Kultivierung von Pflanzen. In der Viktorianischen Epoche
erfuhren die Wintergärten allerorts einen starken Aufschwung. Die Konstruktionen
waren reichhaltig verziert und dienten bald auch als Räumlichkeiten, in denen
man sich aufhielt. Der Wintergarten wurde zur überdachten, lichtdurchfluteten
Begegnungsstätte innerhalb einer meist tropischen Pflanzenwelt.
Auch heute noch erfreut er sich großer Beliebtheit. Allerdings wird er immer
mehr als Wohn-Wintergarten genutzt. Wem die Erwärmung durch Sonneneinstrahlung
nicht ausreicht, der versucht, mit einer geeigneten Heizquelle eine angenehme
Raumtemperatur zu bekommen. Und hier liegt das Problem für die Überwinterung von
frostempfindlichen Pflanzen. Wohn-Wintergärten sind keine Gewächshäuser. Sie
sind zu warm, meist über 20 Grad Celsius und mit geringer Luftfeuchtigkeit, ein
Klima für einen angenehmen Aufenthalt für den Benutzer, aber nur für wenige
tropische Pflanzen geeignet, etwa Banane, Palmen, Hibiskus und Schönmalve.
Die Pflanzen brauchen unbedingt sehr helle Bedingungen, müssen sehr früh
eingeräumt werden und dürfen wegen des Umstellungsschocks erst Anfang bis Mitte
Juni ins Freie. Aber auch sie vertragen nur Temperaturen bis 20 Grad. Man
spricht hier von einem warmen Wintergarten.
Kübelpflanzen benötigen für die Überwinterung in der Regel einen kalten
Wintergarten. Der ideale Standort ist hell und kühl, 5 bis 10 Grad, maximal 12
Grad. Er wird nicht beheizt, nur frostfrei gehalten. Da sich bei sonnigen
Wintertagen der Wintergarten extrem aufheizen kann, muss er gut belüftbar sein,
ohne dass die Pflanzen einen starken Luftzug oder gar Frost abbekommen. Unter
Umständen muss mit entsprechendem Sonnenschutz auch beschattet werden. Notwendig
sind solche Winterquartiere unter anderem für Akazien, chinesischen
Roseneibisch, verschiedene Ginsterarten, Strauchmargerite, Zitrusgewächse,
Zylinderputzer, Eisenholzbaum, Flanellstrauch, Vanilleblume, Veilchenstrauch und
Wandelröschen.
Moderne Wintergärten sind keine Gewächshäuser, bei denen mehr Wert auf
Lichtdurchlässigkeit als auf die Isolationswirkung gelegt wird. Große
Temperaturschwankungen, zu hohe Temperaturen, zu geringe Luftfeuchtigkeit,
Zugluft und zu wenig Sonnenlicht sind Faktoren, unter denen viele Pflanzen
leiden. Blattvergilbungen, übermäßiger Blattverlust, sparriger Wuchs, Pilz- und
Schädlingsbefall sind Zeichen dafür, dass die Bedingungen für die Pflanzen nicht
optimal sind.
Man muss bei der Nutzung eines Wintergartens entscheiden, ob er das ganze Jahr
zu Wohnzwecken dienen soll, oder im Winter zur Überwinterung von Kübelpflanzen,
dann aber mit Verzicht auf die behagliche Wohnwärme.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
Sieht schön aus, doch für Pflanzen sind Wintergärten nur bedingt zum Überwintern
geeignet. − Foto: Wintergarten Fachverband/dpa/gms
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
09.11.2012
Den Garten winterfest machen
Auf Laubsauger und Laubgebläse sollten Gartenbesitzer möglichst verzichten. Sie sind aus ökologischer Sicht bedenklich. − Foto: dpa
Das Winterintermezzo der letzten Woche hat klimatisch den Herbst eingeläutet.
Die Bäume und Sträucher werfen ihr Laub ab und richten sich auf den Winterschlaf
ein. Für den Gartenbesitzer stehen noch ein paar Arbeiten an.
Der Winter kann einigen Pflanzen in unseren Gärten sehr zu schaffen machen.
Entgegen der üblichen Meinung vertrocknen die meisten empfindlichen Pflanzen im
Winter eher, als dass sie erfrieren. Deshalb ist es wichtig, bei trockenem
Herbstwetter vor allem diese Gehölze nachhaltig zu gießen. Dabei gilt: Je
kleiner ein Gehölz, umso anfälliger.
Rosen, vor allem die robusteren, haben mit der Kälte keine großen Probleme.
Wichtig ist allerdings, dass sie tief genug gesetzt wurden. Die Veredlungsstelle
muss mindestens fünf Zentimeter mit Boden überdeckt sein. Dann kann man sich das
Anhäufeln mit Erde oder Kompost sparen. Das Abdecken mit Fichtenreisig ist eine
umstrittene Schutzmaßnahme. Bei robusten Sorten, richtig gepflanzt, ist es
unnötig − im Gegenteil, durch das Abdecken wird Pilzbefall begünstigt. Pflanzen,
die nur bedingt winterhart sind, manche immergrünen Gehölze und Hochstammrosen,
benötigen Schutz. Mit Winterschutzmatten lassen sich die Stämme vor der
Sonneneinstrahlung im Winter, mit Vlies und Jute ganze Pflanzen schützen.
Die Frage, ob Gemüsebeete umgegraben werden müssen, kann jeder Gartenbesitzer
selbst beantworten, wenn er folgende Kriterien an seinen Boden stellt: Er soll
ein ausreichendes Wasserhaltevermögen besitzen. Er muss gut durchlüftet und darf
keinesfalls verdichtet sein. Ein hoher Humusanteil ist genauso wichtig für die
Fruchtbarkeit wie eine krümelige Struktur. Das Umgraben mit dem Spaten oder mit
der Grabgabel befördert tiefer liegenden, meist nährstoffreicheren Boden an die
Oberfläche. Das Umgraben ist vor allem bei schweren Ton- und Lehmböden
notwendig. Umgegraben wird bis in eine Tiefe von etwa 25 Zentimeter und
möglichst spät im Jahr.
Auf mittleren und leichten Böden ist die Einsaat winterharter
Gründüngungspflanzen im Herbst und eine oberflächliche Bodenbearbeitung im
Frühjahr dem Umgraben vorzuziehen. Diese Bearbeitung erhält die in diesen Böden
meist vorhandene gute Bodenstruktur.
Grüneinsaat stehenlassen
Die Grüneinsaat im Herbst lässt man bis nach dem Frost stehen und arbeitet sie
im zeitigen Frühjahr ein bis zwei Wochen vor der neuen Kultur ein. Unter anderem
eignen sich zur Gründüngung Winterwicke, Perserklee, Luzerne, Roggen,
Winterraps, Gelbsenf, Hafer, Ölrettich, Lupinen, Erbsen und Wicken. Auch ohne
Grünansaat sollte der Boden im Winter bedeckt sein. Mulchmaterial wie Laub kann
man dazu verwenden. Die jährlichen Kompostgaben geben wir erst im Frühjahr.
Dadurch wird verhindert, dass über den Winter wertvolle Nährstoffe ausgeschwemmt
werden.
Für viele ist vor allem das Laub ein Problem, obwohl es für einige
Gartenbereiche ein wichtiger Winterschutz ist. Unter Strauchhecken, auf
Staudenbeeten und Gemüseflächen kann das Laub liegen bleiben. Viele Schatten
liebende Pflanzen wie Waldsteinie, Lungenkraut, Haselwurz, Elfenblume und
Immergrün sind echte Laubschlucker, die es zum Überleben benötigen.
Kleinere Mengen Laub kann man zusammen mit Garten- und Küchenabfällen
kompostieren. Um den Verrottungsprozess zu beschleunigen, sollte man das Laub
mit dem Rasenmäher zerkleinern. Auf Rasenflächen kann man das Laub zunächst
bedenkenlos liegen lassen. Mit dem letzten Mähgang wird das Laub zerkleinert und
kann kompostiert werden.
Unsere Gärten sind für viele Tiere zum Wohn- und Lebensbereich geworden.
Deshalb ist es wichtig, dass wir ihnen auch im Winter Unterschlupf gewähren. Ein
Haufen aus Laub in einer Ecke im Garten ist einfach aufzuschichten und bietet
Igeln und vielen anderen Tieren über den Winter ein schützendes Zuhause. Sie
werden es uns dadurch danken, dass sie im nächsten Jahr durch ihre Futtersuche
die Schädlinge in unseren Gärten dezimieren.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkulturund Landespflege
DER GRÜNE DAUMEN: Unser wöchentlicher Gartentipp |
16.11.2012
Richtig gestutzt
Egal ob Sträucher oder Hecken: Das richtige Zuschneiden will gelernt sein. Jeder
Typus erfordert eine eigene Vorangehensweise. − F.: dpa
In unseren Gärten sind die Wild- und Ziersträucher die wichtigsten Elemente bei
der naturnahen Gestaltung. Sie bieten Sichtschutz für den Gartenbesitzer,
gliedern den Garten in verschiedene Räume, erfreuen uns durch die vielfältigen
Blütenformen und Blütenfarben und sind für viele Tierarten wichtige Lebensräume.
Jede Gehölzart hat ihren eigenen Habitus, ihre eigene typische Wuchsform. Je
mehr Platz ein Gehölz hat, desto freier kann es sich entwickeln, umso
natürlicher und schöner wird sein Wuchs.
Manchmal wachsen die Sträucher aber über ihren vorgesehenen Platz hinaus oder
werden einfach zu hoch. Sie bilden im Lauf der Zeit altes Holz, das in der
Wuchskraft und Blühwilligkeit nachlässt, sie verkahlen und vergreisen. Aus
diesen Gründen ist es notwendig, von Zeit zu Zeit das alte und abgestorbene Holz
zu entfernen, die Sträucher zu verjüngen und den Wuchs zu korrigieren.
Mit dieser Schnittmaßnahme fördert man die Jungtriebbildung, die Blühwilligkeit
und verlängert das Leben der Gehölze. Hierzu ist aber ein fachgerechter
Strauchschnitt nötig, der Kenntnisse über die natürlichen Wuchseigenschaften der
Pflanze und über das Verhalten einer Pflanze nach dem Schnitt voraussetzt.
Wildes Herumschnipseln an den Triebspitzen und das Köpfen der Gehölze in einer
willkürlich gewählten Höhe führen zu unansehnlichem "Besenwuchs" und zur
Verkahlung der Sträucher an der Basis, was eine vorzeitige Alterung zur Folge
hat.
Bei den Sträuchern gibt es drei Schnittgruppen, die jeweils eine andere
Schnittart benötigen. Bei Sträuchern, deren Neutriebe aus dem Boden
herauskommen, schneidet man alle zwei bis drei Jahre die alten Triebe bis auf
den Boden ab. Haben sich auf alten Trieben junge Triebe gebildet, wird das alte
Holz ab dem jungen Trieb zurückgenommen. Die einjährigen Langtriebe dürfen nicht
eingekürzt werden, da sie sonst im nächsten Jahr keine kurzen Blütentriebe,
sondern wieder Langtriebe bilden, die nicht blühen. Beispiel sind die
Forsythien, auch Goldglöckchen genannt.
Sträucher mit baumartigem Wuchs, die nicht austriebfreudig sind, lässt man am
besten unbeschnitten. Nur zu dicht stehendes, altes, krankes und vertrocknetes
Holz sollte man entfernen. Zu diesen Sträuchern gehören der Goldregen,
Perückenstrauch, Zaubernuss und die Radspiere.
Sträucher, die an den diesjährigen Trieben blühen, wie Hortensie, Spiraea x
bumalda Hybriden, Schmetterlingsstrauch und Johanniskraut, sollten im Frühjahr
scharf zurückgeschnitten werden.
Für das Schneiden gibt es mehrere Grundregeln, die ein gutes Gedeihen der
Pflanze nach dem Schnitt und eine pflanzenspezifische Entwicklung gewährleisten.
Richtig ist ein Auslichten an der Strauchbasis oder die Rücknahme alter, nach
unten hängender Triebe auf junge Sprossen. Dadurch entstehen neue blühfreudige
Triebe und der natürliche Wuchscharakter des jeweiligen Strauches bleibt
erhalten.
Der Schnitt ist direkt an der Entstehungsstelle des zu entfernenden Astes oder
Zweiges durchzuführen. Dadurch wird die Wundheilung gefördert und eine
Zapfenbildung verhindert.
Um die Blühwilligkeit zu fördern und ein Verkahlen der Strauchbasis sowie den
"Besenwuchs" zu vermeiden, ist es wichtig, wenig aber gezielt zu schneiden und
nicht an zu vielen Trieben herumzuschnipseln. Je schärfer der Rückschnitt, umso
stärker wird der Neuaustrieb sein.
Die Art und Weise des Strauchschnittes richtet sich nach dem jeweiligen
Wuchstyp. Der beste Schnittzeitpunkt ist die Ruheperiode im Winter. Nur die
Frühjahrsblüher sind eine Ausnahme, die nach der Blüte geschnitten werden. Bei
zu starkem Rückschnitt wird der Boden wieder besonnt, was den Unkrautwuchs
fördert.
Freiwachsende natürliche Hecken, die aus verschiedenen Wild- und Ziersträuchern
bestehen, sollten nach dem Schnitt wie vor dem Schnitt aussehen, nur niedriger
und lichter, aber mit dem gleichen natürlichen Aufbau.
Clemens JobstKreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege
DER GRÜNE DAUMEN | 26.03.2015
Rosen richtig schneiden
Rosen gehören zu den ältesten Kulturpflanzen. Bereits die Babylonier pflanzten
sie und auch in den berühmten hängenden Gärten der Semiramis, einem der sieben
Weltwunder, wuchsen sie.
Damit der Gartenfreund sich lange an der Blütenpracht erfreuen kann, muss man
regelmäßig Pflegemaßnahmen durchführen. Die wichtigste zur Erhaltung und
Förderung der Wuchsfreudigkeit, des Blütenreichtums und der Gesundheit ist der
fachgerechte, den einzelnen Rosengruppen angepasste Schnitt. Der beste Zeitpunkt
ist das Frühjahr. Erst wenn die Knospen angefangen haben zu schwellen, kann man
erkennen, welche Augen einen erfolgversprechenden Austrieb bringen. Nach dem
milden Winter ist es jetzt höchste Zeit, die Rosen zu beschneiden.
Grundvoraussetzung ist eine scharfe Rosenschere, so dass glatte Schnittflächen
entstehen. Der Schnitt erfolgt mindestens einen halben Zentimeter über einem gut
entwickelten Auge, das nach außen zeigt. Die Schnittfläche ist immer vom Auge
weg, leicht schräg, anzulegen, damit das Wasser nicht über das Auge abläuft. Als
allgemeine Faustregel gilt, je stärker geschnitten wird, umso kräftiger ist der
neue Austrieb.
Gerade bei Kletterrosen gehen die Meinungen der Gartler über den Schnitt
auseinander. Man unterscheidet einmalblühende und öfter blühende Kletterrosen.
Bei den einmalblühenden beschränken sich die Schnittmaßnahmen auf das Auslichten
von Totholz. Da sie am zweijährigen Holz blühen, werden die langen Triebe, die
sich im Vorjahr gebildet haben, geschont. Einmalblühende Kletterrosen sollte man
frei wachsen lassen und nur dann schneiden, wenn sie über den zur Verfügung
stehenden Platz hinauswachsen. Falls ein Rückschnitt erforderlich wird, sollte
dieser direkt nach der Blüte erfolgen, damit die neuen Triebe noch bis zum
Winter verholzen und ausreifen können. Größere Schnittmaßnahmen zur Verjüngung
sind während der Vegetationsruhe im Frühjahr vorzunehmen.
Dauerblühende Kletterrosen blühen bevorzugt am zwei- und mehrjährigen Holz.
Deshalb ist zu beachten, dass die mehrjährigen Triebe in der Überzahl vertreten
sind. Anzustreben ist ein Verhältnis von vier Teilen mehrjähriger Triebe und
einem Teil einjähriger Triebe. Um eine ausgeglichene Neutriebbildung zu
erzielen, sollten überalterte, dicke Triebe kontinuierlich entfernt werden,
indem man sie im Winter oder spätestens jetzt von der Basis ab abschneidet. Die
an den Haupttrieben befindlichen Seitentriebe werden auf etwa zwei bis fünf
Augen eingekürzt. Nach dem ersten Blütenflor sind die abgeblühten Triebe kräftig
zurückzuschneiden, damit ein Neuaustrieb erfolgt, der im Spätsommer weitere
Blüten entfaltet. Wächst eine Kletterrose über den vorgesehenen Platz hinaus,
kann sie ohne weiteres so eingekürzt werden, dass sie sich wieder einfügt. Wie
stark der Rückschnitt sein darf, liegt an der Gesundheit der Kletterrose und an
den örtlichen Gegebenheiten. Eine Norm gibt es nicht. Aber bedenken wir, je
stärker der Rückschnitt, desto stärker der Neuaustrieb.
Was wollen Sie wissen?
Im Rahmen der diesjährigen Anzeiger-Gartenserie habe Sie, liebe Leser, die
Möglichkeit, Kreisfachberater Clemens Jobst konkrete Fragen zu stellen. Eine
Auswahl davon wird er dann – je nachdem zu welcher Jahreszeit sie thematisch
passen – im Laufe der nächsten Wochen beantworten. Schicken Sie uns Ihre Frage
bitte per E-Mail unter dem Stichwort "Gartenserie" an red.altoetting@pnp.de oder
per Post an Alt-/Neuöttinger Anzeiger, Neuöttinger Straße 62b, 84503 Altötting.
Mehrmals pro Jahr können Kletterrosen blühen. Einen
wesentlichen Einfluss darauf hat die Art und Weise des Schnitts. − Foto: Jobst
14.04.2015
DER GRÜNE DAUMEN
Mit Vorbeugung gegen die Blattläuse
Für viele Gartenbesitzer sind Blattläuse Schädlinge. Nicht vergessen werden
sollte aber, dass sie Nützlingen als Nahrung dienen. − F.: dpa
An den Kübelpflanzen sind sie schon, an den Stängeln, Knospen und Blättern. Dort
saugen die Blattläuse den Pflanzensaft. Dabei scheiden sie eine klebrige,
zuckerhaltige Flüssigkeit aus, den Honigtau, auf dem sich dann meist schwarzer
Rußtaupilz ausbreitet. Befallene Triebe und Blätter wachsen oft verkrüppelt.
Blattläuse, geflügelte und ungeflügelte, sind Schädlinge an Gemüse, Kräutern,
Obstgehölzen, Stauden, Bäumen, Sträuchern, Rosen und Kübelpflanzen. Sie können
überall auftreten. Von den 3000 bekannten Arten leben in Mitteleuropa etwa 850.
Durch ihre Saugtätigkeit verfärben sich die Blätter und rollen sich zusammen.
Das sieht meistens schlimm aus, schadet der Pflanze in der Regel aber nur wenig,
vor allem nicht den älteren Gehölzen.
Aber der Anblick von verkrüppelten Triebspitzen an den geliebten Rosen oder an
den Obstgehölzen bringt den Puls so manchen Gartenliebhabers zum Rasen. Und so
tritt sofort die Frage auf: Wie werde ich sie wieder los?
Bevor man mit allen Mitteln zur Bekämpfung schreitet, sollte man sich bewusst
sein, dass der für den Gartenbesitzer so grausame Schädling für viele nützliche
Tierarten wie Marienkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen, Gallmücken,
Schwebfliegen, räuberische Wanzen und alle Vogelarten ein wichtiger Bestandteil
ihres täglichen Speiseplanes ist. Wenn man beim Reinigen von Nistkästen eine
tote Jungbrut entdeckt, liegt es oftmals daran, dass die Vogeleltern ihren
Nachwuchs mit vergifteten Schädlingen gefüttert haben. Auch alle Nützlinge wären
durch das Ausbringen von Insektiziden gefährdet. Ein Grund mehr, im Hausgarten
auf Schädlingsbekämpfungsmittel zu verzichten. Selbst die Anwendung reiner
Bio-Präparate wie Kaliseifen ist problematisch, da diese Kontaktmittel nur
helfen, wenn die Blattläuse direkt besprüht werden. Was fast unmöglich ist, wenn
sie im eingerollten Blatt geschützt sind.
Was kann man also tun? Der Marienkäfer hat Blattläuse zum Fressen gern. Wer
vorbeugt, hat weniger Bekämpfungsaufwand. Die beste Blattlausbekämpfung in
diesem Sinne ist es, die natürlichen Feinde zu schützen und zu fördern. Indem
man frühblühende heimische Pflanzen anpflanzt, den natürlichen Feinden
Unterschlupfmöglichkeiten in Form von Trockenmauern, Steinhaufen und
Insektenhotels anbietet und man gezielt und nur mit nützlingsschonenden
Möglichkeiten die Schädlinge bekämpft.
In manchen Fällen reicht das Zerdrücken der Blattlauskolonien mit den Fingern
oder das Entfernen stark befallener Blätter. Einzelne Blattlauskolonien kann man
auch mit einem Wasserstrahl abspritzen. Eine umweltfreundliche Methode ist es
auch, durch Barrieren den Zuflug der geflügelten Blattläuse im Frühjahr zu
verhindern, indem man Insektenschutznetze und -vliese über Gemüsebeete spannt.
Gegen Blattläuse im Gewächshaus, Wintergarten und teilweise bei Balkonpflanzen
können gezüchtete Nützlinge wie Florfliege, Gallmücke, Schlupfwespe und
Marienkäfer gezielt ausgebracht werden.
Was wollen Sie wissen?
Im Rahmen der Anzeiger-Gartenserie haben Sie, liebe Leser, die Möglichkeit,
Kreisfachberater Clemens Jobst konkrete Fragen zu stellen. Schicken Sie uns Ihre
Frage per E-Mail unter dem Stichwort "Gartenserie" an red.altoetting@pnp.de oder
per Post an Alt-/Neuöttinger Anzeiger, Neuöttinger Straße 62b, 84503 Altötting.
von Clemens Jobst
DER GRÜNE DAUMEN | 06.05.2015
Blühende Pracht
Ein Maikäfer inmitten von Apfelblüten: Von beiden wird in Kürze nicht mehr viel
zu sehen sein. − Foto: dpa
Die üppige Blütenpracht der Obstbäume ist eine Freude. Nicht alle Jahre setzen
die Obstbäume so viele Blüten an wie in diesem Jahr. Die Freude auf eine gute
Obsternte ist groß. Wenn nicht die Erinnerung an Krankheiten, Schädlingen und
zum Teil schlechte Ernte im vergangenen Jahr wäre. Man denkt vor allem an die
braunen Blätter an den Obstbäumen und ordnet ihnen eine Krankheit zu, die einem
bekannt ist. Das Internet liefert entsprechende Bilder und bestätigt mehr oder
weniger die eigene Vermutung, meistens Feuerbrand, Monilia und Schorf.
Es gibt aber nur wenige Krankheiten und Schädlinge, wie Gitterrost,
Schrotschusskrankheit, Raupenfraß oder Gallmilbenbefall, bei denen das Aussehen
des Blattes eine eindeutige Diagnose zulässt. Das Auftreten von braunen Blättern
kann viele Ursachen haben. Verfärbungen zeigen auf, dass die Assimilation der
Blätter behindert ist und das Blatt in seiner Funktion beeinträchtigt wird. Aber
wer ist schuld?
Eine falsche Diagnose kann eine gutgemeinte Bekämpfung zunichte machen. Mittel
gegen Schädlinge sind bei Pilzkrankheiten absolut wirkungslos und auch
umgekehrt. Je nach Mittel wird dann nur die Umwelt belastet. Während der
Hobbygärtner bei Pilzbefall als Notbremse auch mal chemische Präparate einsetzen
kann, ist er bei der Schädlingsbekämpfung auf mechanische, biologische oder
biotechnische Maßnahmen angewiesen.
Auch das Wetter kann zu braunen Blättern speziell an Obstbäumen führen. Lange
Trockenperioden während der Vegetationszeit lassen die Bäume dursten, die dann
Blätter abstoßen, also braun werden lassen, um zu überleben. Und aggressive
Sonneneinstrahlung verursacht nicht nur beim Menschen Sonnenbrand oder
Schlimmeres. Und der Insektenflug war aufgrund niedriger Temperaturen mäßig, so
dass durch zu wenig Bestäubung die Ernte nicht so üppig ausfallen wird, wie es
der Blütenreichtum hoffen lässt.
Und zuletzt kommt ein Übel, an dem die meisten Obstbäume leiden – Hunger.
Während wir für die Blütenpracht in unseren Balkonkästen, Rosen- und
Staudenbeeten und für eine gute Ernte im Gemüsegarten gern mehr Dünger verwenden
als notwendig, behandeln wir Obstbäume stiefmütterlich. Da wir im Herbst
jegliches Laub penibel entfernen, ist die natürliche Nährstoffversorgung nicht
gegeben. Von den Düngergaben der Rasenflächen bekommen die Obstbäume nichts ab
und eine spezifische Düngung ist uns meist zu aufwendig. Aber hungrige Obstbäume
bekommen nicht nur braune Blätter, sie sind auch anfälliger für Pilzkrankheiten
und Schädlinge.
Was kann man tun? Wenn man sich bei der Diagnose nicht sicher ist, sollte man
einen Fachmann zu Rate ziehen, der nach Begutachtung befallener Blätter oder
Triebe die Krankheit bestimmt und eine sinnvolle Bekämpfungsmaßnahme aufzeigen
kann. Die befallenen Pflanzenteile sind frisch abzuschneiden. Bei
Nährstoffmangel ist es ratsam, eine Bodenuntersuchung auf die Hauptnährstoffe
durchführen zu lassen, damit man eine optimale Düngung ausführen kann. Eine
Liste der zuständigen Untersuchungslabore ist im Landratsamt erhältlich.
Was wollen Sie wissen?
Im Rahmen der Anzeiger-Gartenserie haben Sie, liebe Leser, die Möglichkeit,
Kreisfachberater Clemens Jobst konkrete Fragen zu stellen. Schicken Sie uns Ihre
Frage per E-Mail unter dem Stichwort "Gartenserie" an red.altoetting@pnp.de oder
per Post an Alt-/Neuöttinger Anzeiger, Neuöttinger Straße 62b, 84503 Altötting.
DER GRÜNE DAUMEN | 20.05.2015
Ärgernis Schildläuse
Eine Leserin hat auf ihrem schönen Zitronenbaum Schildläuse, die sie mit
Spülmittellauge versucht abzuwaschen, aber auch noch nach anderen
Bekämpfungsmethoden sucht.
Zwei Zitrusfrucht-Blüten mit Schildlaus. − Foto: 4028mdk09
Schildläuse treten vor allem im Winter und im Frühjahr auf verschiedenen
Zimmerpflanzen, meist an den Blattunterseiten und an den Blattadern auf. Vor
allem Palmen, Oleander, Ficus, Orchideen und hartlaubige Gewächse wie
Zitruspflanzen werden befallen. Die Ursache eines Schildlausbefalls liegt
überwiegend bei den ungünstigen Rahmenbedingungen der betroffenen Pflanze.
Schildläuse befallen gerne geschwächte und mit Stickstoff überdüngte Pflanzen.
Im Winter bekommen die meisten Topfpflanzen, die im Sommer im Freien stehen, zu
wenig Licht und zu viel Wärme. Dadurch verändert sich die Zusammensetzung des
Pflanzensaftes, der für eine schnelle Vermehrung der Tiere günstige Bedingungen
schafft.
Vorbeugend sollten die Standortbedingungen der Pflanzen im Winter, hellere und
kühlere Standorte, und damit die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Pflanze
verbessert werden. Zusätzlich ist es ratsam, den Boden zu lockern und mit
Kompost zu mulchen.
Bei schwachem Befall reicht das wiederholte Abwischen der Tiere und des
Honigtaues von den Pflanzen mit einem befeuchteten Lappen oder einer Bürste,
eventuell mit Seifenwasser oder Spülmittellauge aus. Wichtig ist, dass im
Frühjahr die Stammmütter zerdrückt werden, um eine starke Vermehrung zu
unterbinden. Es eignen sich zudem Spritzbrühen aus Zwiebel- oder
Kartoffelschalen, Rhabarberblättern, Knoblauch, Brennnessel oder auch
Algenpräparate, die allerdings in erster Linie nicht die Schildlaus bekämpfen,
sondern die Pflanzen stärken und widerstandsfähig machen. Bei stärkerem Befall
kann ein Bestreichen mit Öl (Weißöl, Rapsöl) helfen. Der Ölfilm überzieht den
Schild und lässt die darunter sitzenden Schildläuse ersticken. Wichtig ist, dass
dieses Bestreichen mit Öl in kurzen Abständen wiederholt wird, um auch die aus
den Eiern geschlüpften Larven zu erfassen. Der Schädlingsbefall am Zitronenbaum
wird durch zu niedrige Luftfeuchtigkeit begünstigt, was durch häufiges
Einsprühen der Pflanze zum Teil verhindert werden kann.
Es gibt mittlerweile Insektizide, die meist wirkungsvoller und besser
pflanzenverträglich sind. Sie sind als anwendungsfertige Präparate in Spraydose
oder im Handpumpsprüher und als Stäbchen oder Granulate erhältlich, z.B.
Pflanzenschutzmittel "Spruzit Schädlingsfrei", "Schädlingsfrei Careo Spray",
"Zierpflanzenspray Lizetan Plus" und andere Produkte. Allerdings sollten diese
Mittel nur als letzte Möglichkeit verwendet werden, da diese meist einen
unkalkulierbaren Eingriff in den Naturhaushalt darstellen. Oft wird verkannt,
dass Schildläuse nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge sind. Teilweise
gehen sie Symbiosen mit anderen Tieren ein oder sie dienen als wichtiges
Nahrungsmittel. Ameisen und Wespen ernähren sich vom Honigtau der Schildläuse
und die Wespen bestäuben unsere Pflanzen, vor allem unsere Obstbäume.
Verschiedene Vogelarten haben Schildläuse auf ihrem Speiseplan. Sie spielen
somit bei der Bekämpfung von Schildläusen eine Rolle.
Bei der Bekämpfung sollten zunächst vorbeugende Maßnahmen und mechanische oder
natürliche Methoden angewendet werden, um Pflanzen, Früchte und vor allem die
Umwelt nicht unnötig mit Giften zu belasten.
Clemens Jobst
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DER GRÜNE DAUMEN | 30.05.2015
Wenn sich Blätter kräuseln
Ein Leser schreibt: "Ich habe einen ca. drei Jahre alten Pfirsichbaum in meinem
Garten. Heuer trägt er zum ersten Mal Früchte. Aber nun beginnen sich die
Blätter ganz stark zu kräuseln, werden gelb und braun und fallen dann ab. Habe
nun schon im Internet nachgelesen, es könnte sich um die Kräuselkrankheit
handeln, ist das möglich? Wenn ja, was kann ich dagegen machen?"
Nach der Beschreibung handelt es sich wirklich um die Kräuselkrankheit, eine
durch den Pilz Taphrina deformans verursachte Pflanzenkrankheit, die Pfirsich-,
Nektarinen-, Aprikosen- und Mandelbäume befällt. Bereits beim Austrieb im
Frühjahr kräuseln sich die jungen Blätter und weisen hellgrüne und rote Blasen
auf. Die erkrankten Blätter verfärben sich weiterhin weißlichgrün und erscheinen
im Endstadium gummiartig und brüchig. Die meisten befallenen Blätter fallen
schließlich ab. Da der Pilz oberhalb von 16 Grad Celsius nicht infektiös ist,
erfolgt Ende Mai bis Juli meist ein gesunder Neuaustrieb. Durch den starken
Blattverlust verringert sich allerdings die Photosyntheseleistung, was den Baum
langfristig schwächen kann. Der Befallszeitraum liegt zwischen Dezember und
Februar und wird vor allem durch feuchte Winter begünstigt.
Der Kräuselkrankheit kann man mehrere Bekämpfungsmaßnahmen entgegen setzen. Die
effektivste Methode im Hausgarten ist die Pflanzung des Baumes an einer Hauswand
unter einem überhängenden Dach oder Balkon. Dadurch wird der Baum in den
Wintermonaten vor Regen geschützt und somit eine Infektion zum größten Teil
verhindert. Eine weitere vorbeugende Maßnahme wäre die Verwendung von
krankheitsresistenten Pfirsichsorten. Zusätzliche begleitende Maßnahmen zum
Erhalt des Baumes wären das rechtzeitige Anbringen von Leimringen gegen
Blattläuse und Regenschutz an kalten Tagen unter 16 Grad Celsius. Bei
Trockenheit ist auf ausreichende Bewässerung zu achten und eine ausgewogene
Düngung würde den befallenen Baum wieder stärken. Infizierte abgefallene Blätter
sollten vom Erdboden entfernt und entsorgt, nicht kompostiert werden. Zusätzlich
kann man Behandlungen mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln für den Hausgarten
ausführen. Sie erfolgen noch vor dem Austrieb bei beginnendem Knospenschwellen.
Je nach Witterungsverlauf ist das bereits im Dezember oder Januar möglich.
Clemens Jobst
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